Oberhausen. . Seit fünf Jahren kämpfen Anwohner der Kirchhellener- und Fernewaldstraße in Oberhausen-Königshardt für mehr Ruhe vor ihren Haustüren. Dezernentin Sabine Lauxen stellt jetzt ein nächtliches Lkw-Verbot und Tempo 30 am Seniorenheim „Haus Gottesdank“ in Aussicht. Allerdings entscheidet die Stadt darüber gar nicht.
Seit fünf Jahren kämpfen die Mitglieder der Bürgerinitiative Obere Kirchhellener Straße und Fernewaldstraße (BI) in Königshardt für mehr Ruhe vor ihren Haustüren. Vor allem durch schwere Lkw und hochdrehende Motorräder fühlen sich die Anwohner beider Straßen unweit der Anschlussstelle der Autobahn 2 belästigt. Bisher ist der Kampf der Bürger vergeblich – jetzt bietet die zuständige Umweltbeigeordnete Sabine Lauxen eine Anlieger-Regelung für Lkw an.
„Wir fordern Tempo 30 auf der Kirchhellener Straße bis zur Stadtgrenze Bottrop und ein generelles Lkw-Fahrverbot ab 3,5 Tonnen Gesamtgewicht“, formuliert Jörg Lutz, einer der drei Königshardter BI-Sprecher, die Anliegen jüngst bei einem Treffen mit der Beigeordneten Lauxen. 2012 ergab eine Verkehrszählung, dass täglich im Schnitt 8200 Fahrzeuge die Kirchhellener Straße befahren – darunter 500 Lkw mit über 3,5 Tonnen, allein 320 mit über 7,5 Tonnen Gesamtgewicht.
Hunderte Lastwagen am Tag
Als weitere Maßnahme fordern die Bürger eine Ampelanlage an der Autobahnausfahrt Fernewaldstraße, weil ein Linksabbiegen für Lkw sonst praktisch nicht möglich sei. „Die Lkw biegen dann lieber, weil es schneller geht, nach rechts ab, wenden bei uns im Karree und belasten uns damit“, sagt Rita Brendel.
Bei einem Treffen im Seniorenheim Haus Gottesdank, das genau an der Kreuzung der Kirchhellener - und Fernewaldstraßen liegt, konnte Beigeordnete Lauxen den Bürgern nur Absichten anbieten. Denn beide Straßen sind Landesstraßen; zuständig ist somit der Landesbetrieb Straßen NRW.
Druck der Bürger schafft schnellen Lärmschutz
Die Stadt ist gesetzlich verpflichtet, Lärmschutz durchzuführen. Das geschieht in zwei Schritten: Zunächst werden stark lärmbelastete Straßen mit dem jetzt veröffentlichten Lärmkataster ermittelt. Dann werden für jede einzelne Straße konkrete Schmutzmaßnahmen geplant und umgesetzt. Solche Maßnahmen können sein: Rückbau einer zweiten Fahrspur, Flüsterasphalt, Schallschutzfenster, Lärmschutzwände, Tempolimits oder Lkw-Fahrverbote.
Für die 20 am stärksten belasteten Straßen ist die Stadt nun dabei, konkrete Maßnahmen umzusetzen. Spitzenreiter in der Belastung ist die Mülheimer Straße in Alt-Oberhausen mit rund 40 000 Fahrzeugen täglich. Nach Angaben der Beigeordneten Sabine Lauxen wird es allein noch drei bis fünf Jahre dauern, bis an diesen 20 Straßen alle Maßnahmen umgesetzt sind.
Die Kirchhellener Straße zählt demgegenüber zu den danach am stärksten belasteten rund 100 weiteren Straßen. Dafür gibt es noch keine konkrete Maßnahmenplanung - dies geschieht im nächsten Lärmaktionsplan. Diesen zu erstellen und umzusetzen, so Lauxen, werde die Stadt noch Jahre beschäftigen. Von daher hätten die Bürger in Königshardt bereits etwas erreicht, weil ja immerhin über konkrete Maßnahmen verhandelt und sie damit vor anderen Straßen vorgezogen würde. Eine weitere Bevorzugung indessen wäre gegenüber den viel stärker belasteten anderen Straßen ungerecht, auch wenn es dort keine Proteste wie in Königshardt gebe.
Landesstraßen, so Lauxen, haben die Funktion, für einen zügigen Verkehrsfluss zu sorgen. Tempo 30 sei damit nicht vereinbar. Einzige Ausnahme: In Höhe des Seniorenheims als „schutzwürdige Einrichtung“ sei ein Tempo 30 denkbar. Den Lkw-Verkehr will Lauxen entweder nachts von der Kirchhellener Straße verbannen oder generell auf Anliegerverkehr beschränken.
Über alle diese Lösungen müsse aber eine Einigung mit dem Landesbetrieb erzielt werden. Denn dieser müsse die Regelungen umsetzen. Der Bereich gelte allerdings nicht als Unfallschwerpunkt. Der Regionalverband Ruhr solle zudem dafür sorgen, dass die Kirchhellener- und Fernwaldstraßen in Navigationssystemen nicht als Lkw-Routen ausgewiesen werden.
„Die Anregung mit dem Linksabbiegen werden wir prüfen“, sagt Lauxen. Anwohnerin Helga Mondrowski lässt die Argumente Lauxens nicht gelten: „Es gibt auch Einschränkungen auf Landesstraßen.“ Das Nachtfahr-Verbot für Lkw bringe wenig, da die Belastung tagsüber hoch sei.