Oberhausen. Raphael Steinmetz gilt als Riesentalent. Mit RWO steht der 20-Jährige im Finale des Niederrheinpokals gegen RWE. Was den Stürmer mit Schalkes Max Meyer verbindet. Ein Interview.

Kleeblatt im Glück: Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen steht nach dem Sieg gegen den klassenhöheren MSV Duisburg (2:0) im Finale des Niederrheinpokals gegen Rot-Weiss Essen (14. Mai, 14 Uhr, Stadion Essen). Einen wichtigen Anteil daran hat: Raphael Steinmetz.

Der 20-jährige Stürmer gilt als Riesentalent und hat in Oberhausen seinen Vertrag kürzlich um ein Jahr verlängert. Dabei spielte er im vergangenen Jahr noch in der Landesliga bei Arminia Klosterhardt. Raphael Steinmetz spricht im Interview mit Reporter Dirk Hein über Ronaldo, Hinterhof-Kicker und Vereinstreue.

Rückblende, Sie stehen nicht im Finale des Niederrheinpokals, sondern zum ersten Mal in Ihrem Leben auf dem Rasen...

Raphael Steinmetz: Oh ja. Ich habe bei Schwarz-Weiß Alstaden angefangen, Fußball zu spielen. Da war ich gerade einmal drei Jahre alt. Meine Familie ist fußballbegeistert. Sie schauen sich alle Spiele an und machen einen schon verrückt. (lacht)

Es ist Ihre erste Saison in der Regionalliga. Wie ist der Eindruck?

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Raphael Steinmetz: Man freut sich auf eine solche Her­ausforderung, haut in jedem Training rein. Die Mannschaft hat mich super aufgenommen. Dazu tragen auch die Mannschaftsabende bei. Das Vertrauen hilft mir.

Im vergangenen Jahr haben Sie noch bei Arminia Klosterhardt in der Landesliga gespielt. Wie wichtig war diese Erfahrung?
Raphael Steinmetz: Sehr wichtig! Achim Meyer, Vater des Schalkers Max Meyer, war der Hauptgrund, warum ich in Klosterhardt gespielt habe. Als er aus Klosterhardt weggegangen ist, gab es bei mir schon Gedanken zu wechseln. Doch mit Michael Lorenz habe ich anschließend gute Gespräche geführt. Und ich bin geblieben. Michael Lorenz arbeitet heute als Cheftrainer beim FC Kray und leistet dort sehr gute Arbeit.

Und wie ist das mit Achim Meyer?
Raphael Steinmetz: Mein Vater hat mit Achim Meyer immer noch Kontakt. Sie gratulieren sich gegenseitig zu den Erfolgen ihrer Söhne. (lacht)

Sie sind Schalke-Fan. Schielt man da schon mal auf die Bilderbuch-Karriere eines Max Meyer?

So lief das Spiel RWO gegen den MSV im Niederrhein-Pokal

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    Raphael Steinmetz: Er hat das ganze Leben lang seine Freizeit geopfert, um so weit zu kommen. Ich denke, ich habe alles richtig gemacht. Ich spiele bei RWO, einem Verein, bei dem ich früher Balljunge und Einlaufkind war. Das war damals zu Zweitligazeiten ein echter Traum. Max hat zwar bisher mehr geschafft und ein bisschen mehr Geld auf dem Konto. Aber es kann ja im Fußball alles sehr schnell gehen.

    Sie gelten als „Oberhausener Jung“. Wenn ein Fanliebling den Verein überraschend verlässt, kann die Stimmung schnell kippen, wie zuletzt bei Mario Götze in Dortmund. Können Sie das verstehen?
    Raphael Steinmetz: Das kommt darauf an, wohin es geht. Ich persönlich würde nie innerhalb der Liga wechseln. Das wäre kein Schritt nach vorne. Wenn Manuel Neuer sagt, dass er für keinen anderen Verein auflaufen will, sind die Fans hinterher natürlich sauer. Ich kann nicht versprechen, dass ich mein Leben lang hier spielen werde. Sicher möchte ich höher spielen – am liebsten mit RWO.

    Auch mit einem größeren Verein aus der Nachbarschaft?
    Raphael Steinmetz: Zu Rot-Weiss Essen würde ich nicht wechseln. Das kann ich komplett ausschließen.

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    Wie wichtig ist für Sie Bodenständigkeit?
    Raphael Steinmetz: Rot-Weiss Essen steht in der Regionalliga wahrscheinlich der vierfache Etat zur Verfügung. Aber wir halten hier als Mannschaft eng zusammen. Wenn man das nicht macht, kann man im Fußball nicht weit kommen.

    Wollten Sie immer Fußballer werden?
    Raphael Steinmetz: Seit ich laufen kann, trete ich gegen den Ball. Mein Vater Klaus war früher Trainer beim BSV 66 Oberhausen, bei Fortuna Alstaden und bei mir in der Jugend von Schwarz-Weiß Alstaden. Egal, ob Training oder Spiel, ich wollte immer zocken.

    Gab es dafür den viel zitierten Hinterhof?
    Raphael Steinmetz: (lacht) Wir haben meistens an der Kuhle oder am Landwehrplatz gekickt.

    Hatten Sie früher wie heute Vorbilder?
    Raphael Steinmetz: Früher David Beckham, heute Cristiano Ronaldo. Er wirkt für viele arrogant. Aber er erarbeitet sich alles selber. Er ist jeden Tag im Fitnessraum und bei seinen Physiotherapeuten.

    RWO-Talent Steinmetz: "Ich würde nie nach Essen wechseln" 

    Woran erinnern Sie sich, wenn Sie an RWO denken?
    Raphael Steinmetz: In der B- oder C-Jugend haben wir uns im Fernsehen die Spiele zum Aufstieg in die Zweite Liga angeguckt. Da hat Markus Kaya ein Tor von der Mittellinie gemacht. So etwas vergisst du nicht.

    Früher spielten Sie in der Landesliga bei Klosterhardt, heute in der Regionalliga in großen Stadien: Aachen, Essen, Uerdingen. Waren die großen Zuschauerkulissen für Sie eine Umstellung?
    Raphael Steinmetz: Am Anfang ist das sicher so. Das legt sich mit der Zeit. Nach dem 20. Spiel kann man nicht immer noch nervös sein. Die große Kulisse hat man im Hinterkopf, aber es zählt immer, was auf dem Platz abgeliefert wird. Es ist ja derselbe Platz.

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    Gegen Duisburg schauten mehr als 13 000 Fans zu: Wundert es Sie, dass zu attraktiven Spielen plötzlich wieder mehr Zuschauer im Stadion sind als sonst?
    Raphael Steinmetz: Charly Neumann hat auf Schalke einmal gesagt: „In guten Zeiten hat RWO genug Fans, aber auch in schlechten Zeiten muss man Oberhausen-Fan sein!“ Man muss als Fan zu seinem Verein und zur Mannschaft stehen. Wir wissen, wer zu uns ins Stadion kommt und wer selbst mit nach Aachen oder Wiedenbrück fährt. Solche Fans sind wichtig für einen Traditionsverein. Und ein solcher ist RWO. Es wäre schon schön, wenn in Oberhausen eine neue Begeisterung für den Verein entstehen würde.

    Wie sehr wurmen Sie Pfiffe, wenn es mal nicht läuft?
    Raphael Steinmetz: Jeder weiß, wenn wir nicht gut gespielt haben. Das ärgert uns selbst genug. Aber wir sind nicht mehr in der Kreisliga A, wo sich beide Mannschaften zusammensetzen und hinterher ein Bierchen trinken. Damit muss man klarkommen.

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    Haben Sie einen Plan B, falls es mit der Fußball-Karriere nicht klappen sollte?
    Raphael Steinmetz: Ich bin beruflich freigestellt bis zum Ende der Saison und habe meine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik abgeschlossen. Es war auch vorher Voraussetzung, dass ich meine Ausbildung abschließen konnte. Man muss ja über die Runden kommen. Sicher mache ich das lieber mit Fußball. Trainer und Berater zu werden, wäre nach einer aktiven Laufbahn für mich denkbar. Da ich selbst aus einer unteren Liga komme, hat man einen guten Blick.

    Wer berät Sie?
    Raphael Steinmetz: Das macht mein Vater. Ich habe keinen Berater. Meine Familie unterstützt mich total. Darum läuft alles so gut.