Essen. Fußball aus den unteren Ligen boomt im TV: Selbst im Niederrheinpokal schauten bei “Sport1“ mehr als 160.000 Fans zu. Doch mit den Interviews inmitten der Spiele können sich die Fans nicht anfreunden.
Beim Fußball ist es manchmal wie im Kino. Wenn im Lichtspielhaus im spannendsten Moment jemand mit dem Popcorn raschelt oder eine unnötige Frage ins Ohr säuselt, kann das gehörig nerven. Im Stadion verhält es sich bei Störaktionen mitunter ähnlich, wenn ein vielversprechender Konter läuft oder eine Flanke brandgefährlich vor das Tor geschlagen wird.
Das erklärt wohl auch den Unmut einiger Anhänger über die Live-Übertragung des Münchner Spartensenders "Sport1" in der Regionalliga und Spielen des Verbandspokals.
Denn während die Kugel rollt, schaltet der Sender oft Interview-Fenster hinzu, um meist kunterbunte Gespräche mit Alt-Profis oder Vereinskennern zu führen. Und genau diese stören die Fans.
Fans loben bei RWE gegen Kray "Co-Kommentator" Welling
So auch beim Niederrheinpokal-Halbfinale Rot-Weiss Essen gegen den FC Kray (2:0) am vergangenen Dienstag. "Das geht mir auf den Zeiger!", schrieb ein RWE-Zuschauer im Netz und erhielt Zustimmung. "Das Spiel läuft und die wärmen olle Kamelle auf!" Ähnliche Stimmen gab es zuvor bei Regionalliga-Übertragungen.
Für den Auftritt von RWE-Präsident Michael Welling als Spielbeobachter an der Seite von Sport1-Kommentator Jörg Dahlmann verteilten die Fans am Dienstag dagegen Lob. "Meinetwegen darf Doc Welling die zweite Halbzeit alleine kommentieren", schrieb ein User via Twitter. Ein anderer: "Der Ausraster vom Welling war ja jetzt wohl das beste, was ich bei Sport1 gesehen habe!"
Die Traditionsmannschaften in den unteren Spielklassen sind für den Münchner Sender Zuschauermagnete. Selbst das stadtinterne Duell im Niederrheinpokal zwischen RWE und Kray sahen ab 18.30 Uhr im Schnitt 160.000 Zuschauer. Im vergangenen Jahr schalteten bei der Regionalliga-West-Partie Alemannia Aachen gegen Sportfreunde Lotte gar 370.000 Fans ein.
Sport1: "Wir setzen die Interviews gezielt ein!"
Bei "Sport1" möchte man an den Interviews während der Spiele festhalten. So erklärt Stefan Thumm, Leiter des Fußball-Ressorts: „Wir setzen die Interviews gezielt ein. Beim Niederrhein-Pokal war es schon sehr reduziert, weil das Spiel einen Entscheidungscharakter hatte, anders als bei Regionalligaspielen ohne hohen sportlichen Wert.“
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Der Sportsender hatte sich bis 2016 mit den regionalen Fußball-Verbänden auf die Übertragung von ausgesuchten Partien aus den vierten Ligen geeinigt.
Von der langjährigen Erfahrung möchte "Sport1" auch nach dem Niederrheinpokal-Halbfinale profitieren. Thumm: „Die Hafenstraße in Essen kennen wir ja von diversen Zweitliga- und Regionalligaübertragungen. Wir sind mit den Rahmenbedingungen dort sehr zufrieden.“
Niederrheinpokal-Finale RWE gegen RWO zeigt der WDR
Das Niederrheinpokal-Finale zwischen Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen ist unterdessen nicht auf "Sport1" zu sehen, da der Westdeutsche Rundfunk (WDR) am 14. Mai (Christi Himmelfahrt) ab 14 Uhr die Endspiele der Verbände Mittelrhein (FVM), Niederrhein (FVN) und Westfalen (FLVW) in einer Konferenzschaltung überträgt.
Oberhausener und Duisburger Fußball-Fans wunderten sich zuletzt, dass die Halbfinal-Partie von RWO und dem MSV (2:0) am Mittwochabend nicht auf dem Zettel von "Sport1" stand.
Thumm: „Das Spiel wurde seitens des Verbandes nicht entsprechend verlegt. Wir hätten dann gegen die 2. Halbzeit des Champions-League-Livespiels im ZDF, FC Porto gegen Bayern München, gesendet. Das machte keinen Sinn.“ Die Partie in Essen war um eine Stunde vorverlegt worden. Die Anstoßzeit in Oberhausen blieb dagegen bei 19.30 Uhr erhalten. Letztlich verfolgten 13.320 Zuschauer das Flutlichtspiel im Stadion Niederrhein.