Oberhausen. . Der „Mittagstisch für Kinder“ ist seit zehn Jahren eine verlässliche Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien in der City

Es war das erste einer Reihe von Sozialprojekten, die Oberbürgermeister Klaus Wehling angestoßen hat, kaum dass er im Amt war: Beim „Mittagstisch für Kinder“ bekommen seither jeden Montag bis Freitag benachteiligte Kinder und Jugendliche, die sonst kein warmes Mittagessen erwarten könnten, beim CVJM an der Marktstraße viel mehr als eine Mahlzeit. Hier finden sie einen geschützten Raum, Unterstützung bei den Hausaufgaben, altersgerechte Freizeitangebote und ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Ideen. Dass es dieses verlässliche Angebot nun schon seit zehn Jahren gibt, wird ab dem 15. April mit mehreren Veranstaltungen gewürdigt.

Im Jahr 2005, als der „Mittagstisch für Kinder“ ins Leben gerufen wurde, gab’s noch nicht flächendeckend den offenen Ganztagsbetrieb an Schulen, so dass das Problem umso offener zu Tage trat: „Hier ist schnelle Hilfe gefragt. Deshalb möchte ich Sie einladen, gemeinsam mit mir den ,Oberhausener Mittagstisch für Kinder’ ins Leben zu rufen und mit Ihrer Spende zu finanzieren.“, bat Klaus Wehling als Gastgeber beim ersten Stadtempfang seiner Amtszeit.

"Der offene Ganztag erreicht nicht alle"

Zwischen 15 und 25 Kindern aus dem Innenstadtbereich – alle zwischen sieben und zwölf Jahren jung – saßen in der Anfangszeit dort ab 12 Uhr Mittags zu Tisch: „Das ist in den Folgejahren dann noch mehr geworden, einfach durch Mund-zu-Mund-Propaganda“, erzählt Martin Meister, Leitender Sekretär des CVJM Oberhausen. Noch heute – in Zeiten des offenen Ganztags mit Übermittagbetreuung an Schulen – werden dort 5000 warme Mittagsmahlzeiten im Jahr kostenfrei ausgegeben. Gegessen wird in familiärer Atmosphäre, an runden Tischen. Zu den großen Unterstützern des Mittagstisches gehören die EVO, die vielfach Mahlzeiten aus ihrer Kantine spendiert und Edeka-Läden, die frisches Obst beisteuern.

„Der offene Ganztag erreicht bei weitem nicht alle“, erklärt Martin Meister, warum die Einrichtung in einem Gebiet, in dem fast die Hälfte der Familien in armutsnahen Verhältnissen lebt, heute noch so wichtig ist wie in den Anfangstagen. „An Förderschulen etwa gibt’s oft kein Ganztagsangebot. Und an den anderen Schulen muss das Essen meist vorbestellt werden – und wenn das mal vergessen wurde, gibt’s eben nichts. Oder wenn Kinder kein Geld mitbekommen haben: Es ist sehr unterschiedlich, wie Schulen damit umgehen. Sicher ist, dass es für viele Kinder mittags keine warme Mahlzeit gäbe, wenn sie nicht hierher kommen könnten. Wir fangen alle auf, die nicht übers Schulraster versorgt sind.“

Für ein paar Stunden ans Meer

Marieke Schmale, Sozialpädagogin, betreut das Projekt seit drei Jahren und weiß aus den Gesprächen beim Mittagstisch, wo der Schuh die Kinder drückt. Mal sind’s Schulprobleme, mal Stress in der Familie oder ein Streit mit der besten Freundin. „Was ich am Mittagstisch so besonders finde, ist, dass hier ältere und jüngere Kinder wie in einer Familie aufeinander achten. Schön ist auch, dass es keine Cliquenbildung nach Kulturkreisen gibt.“

Aktuell versuchen die Sozialpädagogin und das gesamte Team (zu dem noch zwei Praktikanten, eine Ein-Euro-Kraft und ab und zu freie Mitarbeiter gehören) eine günstige Sommerferienfreizeit für ihre Schützlinge zu organisieren: „Es gibt Kinder, die sind noch nie aus Oberhausen rausgekommen. Wenn wir mal einen Ausflug zu einem Bauernhof machen können, ist das eine ganz andere Welt und noch wochenlang Gesprächsthema“, erzählt Marieke Schmale. Besonderes Highlight sei mal eine Tagestour nach Nordwijk gewesen – drei Stunden mit dem Bus hin, am Abend drei zurück. „Aber dazwischen haben die Kinder das Meer gesehen. Das war toll.“