Oberhausen. . 60 Prozent aller Kinder nutzen Spiel- und Lernnachmittage in den Grundschulen. Doch es fehlt an Platz. Erzieher mussten auf Kirchenräume ausweichen.

Der Offene Ganztag in Oberhausen stößt an seine Grenzen: In Anbauten, die ursprünglich für 50 Kinder geplant waren, drängeln sich fast 100 Grundschüler. Für die Kleinen bedeutet das: In Schichten geht’s zum Mittagstisch und zur Hausaufgabenbetreuung. Für das Essen selbst, die Unterstützung beim Lernen bleibt oft zu wenig Zeit. Rückzugsmöglichkeiten für die Kinder gibt es kaum. Lärmpegel und Enge verwandeln eine sinnvolle Freizeitgestaltung auch für die Betreuer in einen Kraftakt.

Über 4000 Schüler

Wie in Bottrop und Mülheim steigt der Bedarf an Plätzen im Offenen Ganztag in Oberhausen seit Jahren – und das trotz sinkender Schülerzahlen. Nutzten 2013 noch 3954 Kinder dieses Angebot, waren es 2014 bereits 4016 Schüler. „Das entspricht fast 60 Prozent aller Kinder in den Grundschulen“, sagt Stadtsprecher Martin Berger. „Bislang haben alle Eltern mit Betreuungsbedarf in Oberhausen aber einen Platz erhalten.“

Der Offene Ganztag sei eine gute Sache, sind sich die Träger einig. Sorgen bereiten Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Kurbel, Ev. Kirchenkreis Oberhausen sowie den Schulen, die das Angebot eigenständig organisieren, aber die zunehmende räumliche Enge. „Wir sind zwischenzeitlich sogar auf Kirchenräume ausgewichen“, erzählt Guido Ernek, Leiter des Caritasbereichs Familie.

„Die Wege sind einfach zu lang“

Eine solche Lösung sei aber nur im Einzelfall möglich. „Die Wege sind meist einfach zu lang.“ Als umständlich habe sich auch die zusätzliche Nutzung von Klassenräumen erwiesen. „Denn die Zimmer müssen dafür täglich umgeräumt werden.“

Dass es trotzdem noch immer zu einer qualitativ recht guten Betreuung komme, sei nur dem hohen Engagement und der Kreativität der Ganztagsmitarbeiter zu verdanken. Es müssten aber schnellstmöglichst Dauerlösungen her.

Stadt Oberhausen räumt Engpässe ein 

Stadtsprecher Berger räumt ein: „Durch die Schließung von Grundschulen kam es zeitweise zu räumlichen Engpässen.“ Vor Herausforderungen habe die Träger dabei auch die Aufnahme von Flüchtlingskindern innerhalb des laufenden Schuljahres in internationale Vorbereitungsklassen gestellt.

Für eine rasche Entschärfung der Lage aber fehlen der klammen Kommune die entsprechenden Gelder. Immerhin: Um auf die aktuell stetig sinkenden Schülerzahlen reagieren zu können, erarbeitet die Stadtverwaltung im nächsten Jahr einen neuen Zukunftsplan für alle Schulen für die Jahre 2016 bis 2020.

Berger verspricht: „Im Rahmen dieser Planung der Stadt Oberhausen soll auch die Situation des Offenen Ganztags an allen Standorten neu bewertet werden.“

Mehr Qualität für den Nachmittag geplant

Seit Sommer 2014 gibt es in Oberhausen eine Arbeitsgruppe „Rahmenkonzept Offener Ganztag“.

Die Arbeitsgruppe setzt sich aus Vertretern der Träger der Jugendhilfe, der Schulleitungen, aus pädagogischen Fachkräften des Offenen Ganztags und Mitarbeitern der Stadt zusammen. Ziel ist es, gemeinsame Standards zu entwickeln. „Es geht dabei etwa um Rahmenbedingungen, Qualitätskriterien und ein gemeinsames Bildungsverständnis“, erläutert Gisela Larisch von der Arbeiterwohlfahrt.

Mehr Personal nötig

Das Rahmenkonzept soll bis Mitte 2015 fertig gestellt sein und durch die politischen Gremien beschlossen werden. Die Träger werten dies als klares Bestreben der Stadt, mehr für die qualitative Betreuung im Ganztag zu tun.

Dringenden Handlungsbedarf sehen die Träger auch bei der Personalausstattung. „Immerhin hebt die Landesregierung nach langem Stillstand 2015 die Förderpauschale um insgesamt drei Prozent und damit rund 30 Euro pro Kind an“, freut sich Larisch. Ab 2016 sollen dann jährlich weitere 1,5 Prozent folgen.