Kritik an Nacktbildern in Koelbl-Ausstellung in Oberhausen
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Oberhausen. In der Ludwiggalerie sind Bilder nackter Kinder und das Foto eines Mannes mit erigiertem Penis zu sehen. Leserin findet das nicht familienfreundlich.
Ein kleiner Junge blickt fröhlich in die Kamera. Die goldenen Locken umspielen sein Gesicht. Das Kind ist nackt, sein Foto hängt in der aktuellen Ausstellung der Oberhausener Ludwiggalerie – zum Unmut von Leserin Marion Antoni. Die Oberhausenerin war mit Freunden in der Galerie. Dass dort „völlig nackte Kinder zur Schau gestellt“ werden, findet Antoni „befremdlich für eine familienfreundliche Ausstellung“. Auch das Bild eines jungen Mannes mit erigiertem Penis sorgt bei der Leserin für Unmut.
Tabuthema in den 80ern
Für Christine Vogt, Direktorin der Ludwiggalerie, unverständlich. „Hier ist nichts anstößig oder anrüchig, die Bilder sind sehr harmonisch“, sagt sie. Nacktheit sei eine „große Selbstverständlichkeit in der Kunst“. Ob Jesuskind, Adam und Eva oder die in Stein gemeißelte Nacktheit antiker Figuren: In Museen und Galerien seien Darstellungen unverhüllter Körper nichts Besonderes, erklärt Vogt.
Herlinde Koelbl hat die Bilder der Ausstellung selbst gehängt. Die Fotos nackter Frauen, Kinder und Männer sind in einem Raum zu sehen, in dem es um Leiblichkeit geht. „Die Aufnahmen erzählen eine Geschichte“, erklärt Christine Vogt. Es beginnt mit einem kleinen Jungen und endet mit einem alten Mann – ebenfalls nackt. „Es sind unglaublich gute Fotos, die mit etwas umgehen, was uns allen gemein ist.“ Bilder einfach abhängen, weil sich Besucher gestört fühlen? „Nein! Jedes einzelne Bild gehört zum Oeuvre, zum Gesamtwerk der Künstlerin“, sagt Vogt. Es geht um eine Serie, da kann man nicht einfach etwas wegnehmen. „Wir zensieren hier nichts!“
Noch zwei freie Termine
Wie auch bei anderen Ausstellungen gibt es auch bei der Koelbl-Schau die Möglichkeit zu speziellen Schüler-Führungen. Neuntklässler des Elsa-Brändström-Gymnasiums zeigen dabei Jüngeren ausgewählte Werke der Künstlerin und ordnen diese ein. Welche Bilder dabei präsentiert werden, entscheiden die Gymnasiasten selbst.
Lehrer, die mit ihrer Klasse teilnehmen wollen, haben noch zwei freie Termine zur Auswahl: Dienstag, 21. April, oder Dienstag, 28. April. Los geht’s jeweils um 9 Uhr. Infos und Anmeldung: 412 49 28
12. 000 begeisterte Besucher
Mehr als 12. 000 Besucher haben die aktuelle Ausstellung bislang gesehen. Es gibt einen negativen Eintrag im sonst mit Lobeshymnen gefüllten Gästebuch – und die Beschwerde von Leserin Marion Antoni. Sie schreibt: „Klären Sie ihre Kinder vor dem Besuch der Galerie auf, was sie dort erwartet.“ Junge Besucher würden aber ganz unverfänglich und natürlich mit den Bildern umgehen, sagt Christine Vogt. Und dass die Künstlerin selbst auch mit einem sensiblen Blick durch ihre Kamera schaut, zeige die Tatsache, dass Herlinde Koelbl Mutter von vier Kindern ist.
Fotografieren nicht gestattet
Gerne hätten wir den Lesern die Bilder, um die es geht, auch gezeigt. Doch Künstlerin Herlinde Koelbl lässt in der Ausstellung keine Fotografen zu, damit ihre Werke nicht ungefiltert ins Internet gelangen und unrechtmäßig vervielfältigt oder veröffentlicht werden.
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