Oberhausen. Mit einer symbolischen Aktion am „Equal Pay Day“ machten Gewerkschafter und die Gleichstellungsbeauftragte auf Gehaltsungerechtigkeit aufmerksam. Typisch weiblichen Berufen fehlt Anerkennung und angemessene Vergütung.
Am gestrigen Freitag, 20. März, war es erreicht: Jenes Datum, an dem Frauen in Deutschland durchschnittlich genau so viel verdient haben wie Männer bereits im vergangenen Jahr. Der Stichtag für den „Equal-Pay-Day“, den „Gleicher-Lohn-Tag“, an welchem Gewerkschaften im ganzen Land auf die Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern aufmerksam machen. 22 Prozent beträgt diese, weshalb in Oberhausen Verdi, Deutscher Gewerkschaftsbund, die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten und die Gleichstellungsstelle der Stadt dazu eingeladen hatten, mit aufgespannten roten Schirmen eine „22“ vor der Luise-Albertz-Halle zu bilden, in welcher zeitgleich die Landesbezirkskonferenz von Verdi stattfand.
Frauen stark in Gewerkschaft
„Der Bildungsstand der Frauen übertrifft längst den der Männer“, sagt Monika Schwarz, stellvertretende Landesleiterin bei Verdi, „und dennoch spiegelt sich das nicht in den Führungsebenen und Gehältern wider.“ Der Grund: Typische Männerberufe würden höher bewertet und besser bezahlt.
Sind denn Frauen nicht selbst schuld daran, wenn sie immer zu ebendiesen schlecht bezahlten Berufen greifen? Mitnichten, findet Henrike Greven, Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Mülheim/Oberhausen. „Es ist im Gegenteil dramatisch, dass diese Frauenberufe so gering bewertet werden Es ist doch wunderbar, dass Frauen pflegen oder Kinder erziehen wollen.“
Dass andererseits die sogenannten Männerberufe wie jene in der Stahlindustrie besser vergütet seien, habe historische Gründe: „Große Firmen, starke Gewerkschaften.“ Was ja im Grunde begrüßenswert wäre. Doch die Frauen holten auf: „In unserem Bezirk haben wir über 55 Prozent Frauen“, sagt Greven. „Das zeigt, dass sie bereit sind, für ihre Rechte zu kämpfen.“
Gefährliche Falle: Altersarmut
Gleichstellungsbeauftragte Britta Costecki macht darauf aufmerksam, dass sich bei diesem Thema „die Katze in den Schwanz beißt“: „Frauenberufe bleiben Frauenberufe, eben weil sie schlecht vergütet werden.“ Hauptsächlich gebe es die größten Ungerechtigkeiten in Bereichen ohne Tariflohn. In der Stadtverwaltung sei dies nicht der Fall, jedoch komme auch hier ein anderes Phänomen zum Vorschein: Von insgesamt 2261 Beschäftigten arbeiten 28 Prozent in Teilzeit – davon sind 93 Prozent Frauen.
Diese Zahl sei schockierend und anhaltend hoch. „Frauen, die länger in Teilzeit arbeiten“, sagt Costecki, „müssen über die Gefahr der Altersarmut aufgeklärt werden. Das ist ein fataler Strudel.“