Berlin. . Unternehmerinnen-Präsidentin Stephanie Bschorr fordert, dass sich Frauen im Job besser verkaufen müssen, um Lohnunterschiede im Vergleich zu Männern auszugleichen.

Am heutigen Freitag ist „Equal Pay Day“: Der Tag erinnert daran, dass Frauen im Schnitt deutlich weniger verdienen als Männer. Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig (SPD) will jetzt die Lohnlücke per Gesetz bekämpfen. Gute Idee? Drei Fragen an Stephanie Bschorr, Präsidentin des Verbands deutscher Unternehmerinnen (VDU).

Beschäftigte sollen ein Recht auf Lohnauskunft bekommen, um festzustellen, was vergleichbare Kollegen verdienen. Sind Sie damit einverstanden?

Stephanie Bschorr: Das kann viel Unruhe in die Betriebe bringen. Denn es ist doch so: Beim Lohn gibt es viele Graubereiche – und die haben oft gar nichts mit Mann oder Frau zu tun. Wenn es zum Beispiel gerade schwer ist, gute Leute zu finden, bietet man mehr Lohn, um eine offene Stelle zu besetzen. Gibt es dann später wieder mehr Bewerber auf dem Markt, kann man auch wieder weniger zahlen. Das ist die unternehmerische Freiheit.

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Der zweite Vorschlag: Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern sollen über ihre Lohnverhältnisse berichten. Ist das sinnvoll?

Stephanie Bschorr: Ich finde das vollkommen übertrieben. Das wird nicht mehr Gerechtigkeit bringen. Die Lohnlücke liegt nun mal größtenteils an den unterschiedlichen Berufsbiographien: Frauen sind räumlich und zeitlich eben häufig immer noch nicht so flexibel wie Männer, weil sie die Familienarbeit übernehmen. Wenn ich zum Beispiel Mitarbeiter brauche, die kurzfristig um die ganze Welt reisen können, muss ich das bei meiner Personalpolitik einpreisen.

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Heißt das also, dass die Lohnlücke bleiben wird?

Stephanie Bschorr: Das muss nicht so sein. Wir brauchen eine Aufwertung von typischen Frauenberufen und zugleich mehr Frauen in den MINT-Berufen, wo die Gehälter entsprechend hoch sind. Wir Frauen müssen aber auch bei uns selbst anfangen. Wir müssen selbstbewusster in Gehaltsverhandlungen gehen, wir müssen uns anders verkaufen. Man kann zum Beispiel Teilzeitphasen offensiv angehen und mit dem Arbeitgeber Zeiten und Bedingungen genau aushandeln. Das kommt in der Regel gut an. Wir verkaufen uns schon seit Jahrhunderten einfach zu schlecht.