Oberhausen. . Im Team versuchen Wohlfahrtsverbände und Freie Träger zusätzliches Geld beim Europäischen Sozialfonds und anderen Institutionen einzuwerben.

Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen: „Dass derzeit viele Menschen in kurzer Zeit zu uns kommen, ist eine Herausforderung für unsere Stadtgesellschaft“, sagt Ercan Telli, Geschäftsführer des Integrationsrats. „Trotzdem kann es ja nicht nur darum gehen, ihnen ein Dach überm Kopf und Essen zu verschaffen.“ Man müsse überlegen, wie sich auch nicht-städtisches Potenzial nutzen lasse, um die Situation der Flüchtlinge insgesamt zu verbessern.

„Wir haben hier eine sehr gute, pluralistisch aufgestellte Landschaft aus Wohlfahrtsverbänden und Freien Trägern, die alle schon bewiesen haben, dass sie auch in schwierigen Zeiten Verantwortung übernehmen“, sagt Telli. In diesem Kreis habe man sich zusammengefunden, um gemeinsam zu versuchen, diverse Fördertöpfe des Europäischen Sozialfonds für Flüchtlingsarbeit vor Ort nutzbar zu machen. Insgesamt geht es um Finanzmittel in Millionenhöhe, die der Verbund nach Oberhausen holen möchte.

„Mütter und Talente“

Was können wir gemeinsam tun, um Drittmittel einzuwerben?, habe man sich gefragt – und dann jeder in seinem speziellen Schwerpunktgebiet nach entsprechenden Landes-, Bundes- und EU-Töpfen gefahndet. Bei Awo und ZAQ, wo man seit vielen Jahren erfahren in Sachen Beschäftigungsförderung ist, hat Uwe Beier inzwischen einen Antrag Richtung Bonn auf die Reise geschickt: Wenn’s klappt, könnten bis zu 2,6 Millionen Euro, verteilt auf drei Jahre, für die Förderung von Beschäftigungsmöglichkeiten für Flüchtlinge nach Oberhausen fließen. „Wir wollen damit vor allem junge Menschen fortbilden, ausbilden, weiterbilden und ihnen Beschäftigung ermöglichen. Wir spüren bei vielen den dringenden Wunsch, sich einzubringen und der Gesellschaft etwas zurückzugeben“, so Telli.

Auch die „Kurbel“ wurde bereits aktiv. „Mütter und Talente“ heißt das Programm, für das Serap Tanis versucht, Fördermittel des Europäischen Sozialfonds einzuwerben. Bei der Kurbel könnte damit ein Programm zur Qualifizierung von jungen Müttern mit Migrationshintergrund gestartet werden. Knapp 50. 000 Euro pro Jahr könnte es im Erfolgsfall vier Jahre lang geben.

Noch nicht richtig fündig wurde das „Förderteam“ in Bezug auf Extramittel für den Bereich Sprachförderung: „In diesem Bereich haben wir ein Defizit: Längst nicht jeder, der möchte, kommt in den Genuss eines Sprachkurses“, erklärt Telli. Um hier trotzdem zusätzliche Möglichkeiten zu schaffen, haben sich Mitglieder des Integrationsrats schon selbst als ehrenamtliche Lehrer angeboten. Zusammen mit Dieter Kalthoff vom Kommunalen Integrationszentrum will man gucken, an welchen Flüchtlingsstandorten vorrangig Bedarf besteht, welche Räume dafür genutzt werden können, etc.

„Integration statt Ausgrenzung“

„Integration statt Ausgrenzung“ heißt ein Förderantrag, den Britta Lenders von der Ruhrwerkstatt auf den Weg gebracht hat. Die Mittel – es geht um höchstens 1,5 Millionen Euro verteilt auf drei Jahre – würden im Erfolgsfall vom ESF nicht für die Flüchtlingsarbeit bereitgestellt, sondern für langzeitarbeitslose Migranten. Passgenaue Maßnahmen, die in Absprache mit dem Jobcenter erarbeitet werden, sollen ihre Arbeitsmarktchancen verbessern.

Sicher ist von den beantragten Mitteln noch nichts, allerdings beurteilt Ercan Telli die Förderchancen der Oberhausener als sehr gut: „Wenn in Kommunen solche Trägerstrukturen bestehen wie bei uns, so dass man vor Ort auf bewährte Zusammenarbeit bauen kann, wird das bei Förderinstitutionen natürlich gern gesehen“, so Telli.

Und was, wenn’s trotzdem Absagen hageln sollte? „Dann haben wir immerhin schon mal die richtigen Akteure zusammengebracht und eine gute Arbeits- und Kommunikationsstruktur geschaffen. Die Hilfsbereitschaft bei unseren Verbänden und Trägern ist groß. Wir wissen, dass der Weg, den wir eingeschlagen haben, lang ist. Aber es wäre doch fatal, wenn wir’s nicht versuchen.“