Oberhausen. . Sozialverbände wollen Asylsuchende für eine Ausbildung qualifizieren. Teilnehmer sollen Möbel oder Kleidung herstellen. 2,6 Millionen Euro beantragt
Asylsuchende sollen in Oberhausen bald einzigartige Möbel und Kleidungsstücke herstellen. Vier Sozialverbände wollen junge Menschen, die ihre Heimat auf der Flucht vor Gewalt, Verfolgung oder Armut verlassen mussten, handwerklich ausbilden und sie auch psychologisch betreuen.
Zugleich sollen Mitarbeiter der Jobcenter für die Arbeit mit bereits fachlich ausgebildeten Asylbewerbern geschult werden und Unternehmer auf die Chancen zur Beschäftigung von Asylbewerbern aufmerksam gemacht werden. So sollen Flüchtlinge einfacher als bisher einen Ausbildungsplatz oder einen Job bekommen.
Lücke in der Betreuung schließen
„Damit würde eine Lücke in der Betreuung für Flüchtlinge geschlossen“, sagte Sozialdezernentin Elke Münich bei der Vorstellung des Projektes im Integrationsrat. Politiker und ehrenamtlich Engagierte hatten am Runden Tisch zur Flüchtlingsarbeit die fehlenden Betreuungsangebote moniert. „Ausbildung und Arbeit zu geben, das ist ein richtiger Gedanke“, sagte Münich.
Rund 1000 Flüchtlinge leben derzeit hier
Rund 1000 Flüchtlinge leben derzeit in Oberhausen. Davon leben rund 700 Menschen in Gemeinschaftsunterkünften und rund 300 in privaten Wohnungen.
Aktuell geht die Verwaltung davon aus, dass in diesem Jahr rund 700 zusätzliche Asylbewerber in die Stadt kommen werden – nicht eingerechnet Flüchtlinge aus dem Kosovo.
Derzeit dürfen Asylsuchende mit Aufenthaltsgestattung zwar theoretisch ab dem vierten Monat ihrer Ankunft eine Ausbildung anfangen. Praktisch ist der Zugang zum Arbeitsmarkt aber schwierig. Das Zentrum für Ausbildung und berufliche Qualifikation (ZAQ), die Ruhrwerkstatt, das katholische Jugendwerk „Die Kurbel“ und der Caritasverband Oberhausen haben sich mit Kooperationspartnern zusammengetan, um mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) Brücken zu bauen.
Unikate handwerklich herstellen
Sie planen unter anderem zwei Qualifizierungsprojekte. Flüchtlinge sollen unter dem Titel „Kunst und Design“ sowie „Raum und Modegestaltung“ lernen, wie man Kleidung, Möbel und andere Gebrauchsgegenstände handwerklich herstellt. „Es sollen Unikate entstehen, die nicht in Konkurrenz zu anderen Produktionsstätten stehen“, sagte Uwe Beier von ZAQ.
Über vier Jahre sollen bis zu 340 Personen angesprochen werden. Erreicht werden sollen auch Geduldete – Flüchtlinge also, deren Antrag auf Asyl zwar abgelehnt wurde, die aber etwa aus Krankheitsgründen noch nicht in ihr Heimatland zurückgeschickt worden sind. „Trotz der Gefahr abgeschoben zu werden, haben auch diese Menschen ein Recht darauf, an solchen Programmen teilhaben zu können“, sagte Beier.
Gefördert werden sollen die Projekte mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds. Bundesweit 95 Millionen Euro sind im Topf, das Bundesministerium für Arbeit steuerte 60 Millionen Euro hinzu. Oberhausen hat 2,6 Millionen Euro beantragt. Wohl Mitte des Jahres könnte diese Summe bewilligt werden.