Oberhausen. Der Oberhausener Ex-CDU-Ratsherr Bernd Lösken sorgt sich um die Stadtviertel. Er warnt vor einer zunehmenden Finanz- und Bildungsarmut der Menschen.
Um das soziale Gefüge in Oberhausen macht sich Bernd Lösken, beim Kita-Zweckverband des Bistums Essen für die Oberhausener Kindertageseinrichtungen zuständig, große Sorgen. Bei der Verteilung von Fördergeldern aus Mitteln des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz) zeigte sich, „dass inzwischen Einrichtungen die strengen Fördervoraussetzungen erfüllen, von denen ich das nie vermutet habe. Die Strukturen verändern sich zum Negativen“.
Lösken, der kurzzeitig für die CDU im Oberhausener Rat saß, nennt die Kindergärten an der Elsa-Brändström-Straße in den als allgemein eigentlich noch als recht gut situiert eingeschätzten Stadtvierteln Marienviertel und in Osterfeld-Rothebusch.
Immer mehr Förderbedarf
Neben diesen beiden Kindergärten erfüllen auch die Einrichtungen an der Paul-Reusch-Straße und am Pothmannsweg im Knappenviertel die Voraussetzungen. Lösken: „Wir haben aber noch einige Kitas, die nur haarscharf die Bedingungen nicht erfüllen. Zum Beispiel an der Wörthstraße oder der Gustavstraße.“ Löskens Erkenntnis: Zunehmende Armut und Bildungsferne fordern immer mehr Förderbedarf.
Kitas, die einen solchen erhöhten Förderbedarf nachweisen können, bekommen seit Sommer 2014 Extra-Geld vom Land aus dem Topf des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz). Lösken nennt die Förderhürden: „Immerhin die Hälfte der Kinder müssen aus Familien kommen, die Leistungsempfänger sind, also Hartz IV erhalten oder ihre Löhne vom Jobcenter aufstocken lassen müssen. Zudem müssen viele Kinder einen Migrationshintergrund haben. Früher nannte man das soziale Brennpunkte.“
Für Bernd Lösken, der selbst vor Jahren in einem „sozialen Brennpunkt“, der „Ganz Offenen Tür Sterkrade“, gearbeitet hat, wird hier ein Problem sichtbar, das „dramatische Folgen haben kann, wenn es nicht gelingt, die Kinder aus diesen Vierteln durchgehend zu fördern und auch die Familien umfassend zu begleiten.“ Aus dem Kibiz-Topf fließen 25.000 Euro pro Jahr in jede Einrichtung, fünf Jahre lang – für mehr Personal. Dieses Geld sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein: „Aber wichtig, denn es muss viel getan werden.“ Das fange bei der Sprachförderung und der Begleitung im Alltag an und gehe bis zur Vermittlung von Werten. Er sieht vor Ort gute Ansätze: „Die Familienzentren etwa und die gute Kooperation mit den Schulen und der Stadt.“
Fatale Entwicklung?
Dennoch: Immer mehr Kinder leben in Oberhausen in bildungsfernen Familien. Das bedeute immer mehr Förderbedarf: „Und der wird sich noch verstärken, wenn immer mehr Flüchtlinge kommen, die starker Unterstützung bedürfen.“
Bernd Lösken sieht noch eine weitere Gefahr: „Wenn die Stadtteile weiter an Attraktivität verlieren, könnten diejenigen, die gut verdienen und bildungsstark sind, Oberhausen den Rücken kehren. Das wäre fatal.“ Fatal vor allem, weil dann noch weniger Geld in die Kita-Finanzierung flösse. Lösken: „In Oberhausen sind derzeit mehr als 40 Prozent der Familien von den Kita-Beiträgen befreit. Die anderen zahlen mehrere hundert Euro für einen Platz; das ist der Oberhausener Haushaltslage geschuldet. In Düsseldorf beispielsweise sind Kita-Plätze kostenfrei, weil diese Kosten die Stadt trägt.“