Oberhausen.
Steht die Zukunft Oberhausens auf dem Spiel? Droht im schlimmsten Fall der endgültige Niedergang einer Stadt, weil deren Einwohner gar zu blöd wären, finanzielle Geschenke vom Staat anzunehmen?
Das Trommelfeuer, dem sich die Oberhausener vor dem Bürgerentscheid zum so genannten Lückenschluss durch die Straßenbahnlinie 105 ausgesetzt sehen, will es uns jedenfalls seit Wochen und Monaten glauben machen. Zum Vergleich: Selbst im Vorfeld des heiß diskutierten Jahrhundert-Projekts Centro ist vor gut zwanzig Jahren von der Politik nicht annähernd so massiv versucht worden, auf die hiesige Bevölkerung einzuwirken.
Beispiellos aufwändige Pro-105-Kampagne
Die aktuelle, für Oberhausen beispiellos aufwändige Pro-105-Kampagne – inszeniert durch eine große Koalition der Interessenvertreter (von der Ratsmehrheit über die Stoag bis zum Centro) – bewirkt vor allem eins: Sie macht inzwischen selbst jene Bürger wütend, die dem millionenschweren Projekt vergleichsweise emotionslos, wenn nicht gar positiv gegenüberstehen. Drängt sich doch zunehmend der Verdacht auf, hier solle eine über 80 Milionen Euro teure Baumaßnahme um jeden Preis, auch um den der Transparenz durchgeboxt werden.
So ist für die beharrliche Weigerung, das immer wieder als Argumentationshilfe herangezogene Gutachten über die Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit der geplante Straßenbahnverbindung ins Internet zu stellen, beim beste Willen nur ein Motiv zu erkennen: die schiere Angst, irgendein fachkundiger Bürger könnte hier womöglich doch die eine oder andere Ungereimtheit aufdecken.
„Mut zur Lücke“
Unter der Voraussetzung, der „Lückenschluss“ wäre tatsächlich über jeden Zweifel erhaben, hätten die Befürworter mit ihrer Strategie, durch die sich mündige Bürger für dumm verkauft fühlen müssen, ihrem Vorhaben eher geschadet denn genutzt. Jedenfalls sollte sich niemand wundern, wenn die Oberhausener am Ende den oft geforderten – diesmal aber von den Initiatoren des Bürgerentscheids partout nicht gewünschten – „Mut zur Lücke“ aufbringen.