Oberhausen. Mit rund 100 Fahrgästen brechen die Oberhausener Grünen zur Essener Verkehrs-AG auf. Diese verfügt nämlich bereits über jene Züge, die künftig auf der Linie 105 fahren könnten.
Gleich mit drei voll besetzten Stoag-Linienbussen starten die Oberhausener Grünen vergangenen Freitag vom Hauptbahnhof aus nach Essen, zum Betriebshof der Essener Verkehrs-AG. 100 Fahrgäste, so viele nimmt der neueste Straßenbahntriebzug vom Typ „NF 2“ auf.
Drei davon zum Stückpreis von rund zwei Millionen Euro würde die Stoag anschaffen, wenn die Essener Straßenbahnlinie 105 von der bisherigen Endhaltestelle an der Unterstraße bis zum Centro verlängert würde. Darüber entscheiden bekanntlich die Oberhausener Bürger bei einer Volksabstimmung am 8. März.
Ein flammneues Exemplar des neuen Typs steht für die Teilnehmer auf dem Betriebshof an der Söllingstraße zum Einstieg bereit. 27 dieser dreigliedrigen Züge vom kanadisch-deutschen Hersteller Bombardier nehmen die Essener seit 2014 in Betrieb. Weitere 15 Züge gehen an die Mülheimer Verkehrsbetriebe. „NF“ steht dabei für „Niederflur“.
Der Einstieg
Der Einstieg liegt nur etwa 30 Zentimeter über der Fahrbahn und kann noch durch eine ausklappbare Rampe gesenkt werden. Dazu wurden gegenüber älteren Typen elektrische Aggregate vom Boden auf das Dach verlagert. Das Steigen von Stufen ist damit nicht mehr nötig. Auch Rollstuhlfahrer haben vom Bahnsteig aus leicht Zutritt.
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Bei der Abfahrt am Oberhausener Hauptbahnhof werden die Teilnehmer von Grünen-Ratsherr Andreas Blanke und Fraktionsgeschäftsführer Armin Röpell mit Anstecknadeln mit der Aufschrift „Sag ja zur 105“ als symbolischen Fahrscheinen versehen. Nach dem Umstieg in die Straßenbahn in Essen begrüßt ein EVAG-Sprecher die Fahrgäste kurz. Ansonsten sind sie auf sich gestellt, gibt es keine weiteren Informationen zu dem Projekt und zum modernen Schienenfahrzeug. Lediglich vier Faltblätter dazu werden verteilt.
Ruppige Bremse
Die Probefahrt führt vom Essener Betriebshof in den dortigen U-Bahn-Tunnel zu den Stationen Rathaus und Hauptbahnhof und von dort zurück mit einer Ehrenrunde über den Betriebshof. Und dabei beeindruckt der Zug mit weichem, ruhigem Lauf – wenn man von Kreuzungen und Weichenstraßen absieht. Auch das Bremsen erfolgt teilweise ruppig.
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Wer von den Fahrgästen es will, kann natürlich das Gespräch mit den Befürwortern der Linien-Verlängerung suchen. „An diesem Wochenende wird Oberhausen blau“, flachst Andreas Blanke darüber, dass die entsprechende Plakat-Aktion für die Volksabstimmung anläuft. Und Stoag-Pressesprecherin Sabine Müller macht deutlich, wie überschaubar am Ende das finanzielle Engagement der Stoag für das Projekt sei. Denn deren Eigenanteil an dem Projekt betrage ja nur 13 Millionen Euro. Die aber würden am Kreditmarkt aufgenommen.
Stoag müsste jährlich 300.000 Euro zusätzlich aufbringen
Rechne man die Betriebs- und Unterhaltungskosten für die zusätzliche Strecke und ihre Züge auf 30 Jahre hoch, einschließlich Zins und Tilgung, und halte dem die Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf dagegen, so bleibe gerade einmal eine zusätzliche jährliche Belastung von 300.000 Euro übrig – und das bei jährlichen Aufwendungen der Stoag von heute 46 Millionen Euro, erklärt sie.
Zwischen Unterstraße und Centro sind sechs neue Haltestellen geplant. Weil in Höhe des Gasometers ein Gleisdreieck gebaut werden soll, könnte jede zweite Straßenbahn nach Sterkrade durchfahren, die anderen bis zum Hauptbahnhof.