Oberhausen. . Beim Stadtgespräch haben Leser über den geplanten Lückenschluss diskutiert. Stoag beantwortet offene Fragen: Fördergelder, Centro, Fahrgastzahlen.
Beim Stadtgespräch zum geplanten Lückenschluss der Linie 105, über den die Oberhausener am 8. März beim Ratsbürgerentscheid abstimmen, sind nicht alle Fragen beantwortet worden. Schriftlich gehen die Stoag-Chefs Peter Klunk und Werner Overkamp auf einzelne Punkte ein.
Wird die Straßenbahn fahren, wenn die Deutsche Bahn streikt?
Stoag: Die Straßenbahnen fahren, weil es sich hier um zwei voneinander unabhängige Arbeitgeber handelt.
Inwieweit sind die geplanten Kosten von 81 Millionen Euro belastbar? Wurden Risikozuschläge vorgenommen? Wurden Preissteigerungsraten kalkuliert? Wurden Kostenvoranschläge eingeholt?
Stoag: Die Baukosten wurden auf Grundlage einer Mengenermittlung mit marktkonformen Einheitspreisen berechnet bzw. die von der Planung 2005 bekannten Preise mit dem Baukostenindex hochgerechnet. Die Preissteigerung 2005/2015 in einzelnen Gewerken wurde ebenso berücksichtigt.
"Inbetriebnahme wirkt sich nicht auf das Eigenkapital aus"
Bedeutet der Bau der Trasse für die Stadt Oberhausen eine Erhöhung des Eigenkapitals, da diese ja Vermögen darstellt?
Stoag: Bilanziell wirkt sich die Inbetriebnahme der Strecke VI nicht auf das Eigenkapital aus.
Muss die Förderung des Landes/Bundes zurückgezahlt werden, wenn die Stadt Oberhausen in Zukunft entscheiden sollte, die Bahn aus Kostengründen doch nicht zu betreiben?
Stoag: Natürlich verbindet der Zuschussgeber die Förderung damit, dass auch Betrieb auf der Strecke durchgeführt wird. Falls nicht, müssen die Zuschussgelder anteilig zurückgezahlt werden.
Fördergelder werden für andere Projekte verwendet
Wenn Oberhausen die 66 Millionen Euro für die Straßenbahn von Bund und Land nicht abruft, was passiert dann mit diesen Fördergeldern?
Stoag: Die Fördergelder werden für andere Projekte, die vermutlich nicht so einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen haben wie die Linie 105, verwendet.
300 000 Euro muss die Stoag jährlich für den Betrieb der Linie 105 inklusive Trassenkosten aufbringen. Was wäre für diese Summe alternativ im Busnetz der Stoag an Verbesserungen möglich?
Stoag: Für 300 000 Euro könnte die Stoag einen Bus ganztägig und einen weiteren Bus zur Hauptverkehrszeit einsetzen und damit noch nicht einmal zwei Busse an einem Betriebstag.
13 Millionen durch Banken finanziert
Wer zahlt die 13 Millionen Euro Eigenanteil an den Baukosten der Strecke? Woher kommt das Geld?
Stoag: Die 13 Millionen Euro werden durch Banken finanziert. Die Zinsen hierfür sind auch in den 300 000 Euro enthalten.
Wer stopft das Finanzloch, wenn nicht 8400 neue Fahrten durch die Linie 105 dazu kommen?
Stoag: Es können mehr als 8400 Fahrten entstehen, aber auch weniger. Sowohl in die eine als auch in die andere Richtung wird damit das Betriebsergebnis der Stoag beeinflusst. Durch die Nichtrealisierung der Linie 105 können sich die Fahrgastzahlen auf den anderen Linien negativ entwickeln, was zu einem schlechteren Betriebsergebnis der Stoag führen könnte.
Rund ums Centro kommt es derzeit vor allem an Wochenenden und zur Weihnachtszeit zu Staus. Kann die Linie 105 hier zu Entlastungen der Verkehrslage führen?
Stoag: Natürlich würde die Linie 105 zu Entlastungen des Pkw-Verkehrs am Centro führen.
„Straßenbahnen sind attraktiver als Busse“
Wieso muss Oberhausen überhaupt Geld für diese Strecke aufbringen, wo doch viele Bürger im gesamten westlichen Ruhrgebiet den Nutzen davon haben?
Stoag: Den sogenannten Aufgabenträgern obliegt die Zuständigkeit für den Neubau einer Straßenbahnstrecke auf ihrem Stadtgebiet, hier die Stadt Oberhausen.
Mit dem Bau der Linie 105 werden auch die Radwege verbessert. Werden diese Verbesserungen auch ohne die neue Bahnstrecke vorgenommen?
Stoag: Die Radwege werden nur beim Bau der Linie 105 realisiert.
Wie werden die 300 000 Euro Betriebskosten für die Linie 105 gegenfinanziert? Gibt es im Gegenzug dafür weitere Einschnitte im Netz der Stoag?
Stoag: Die heutige Gegenfinanzierung durch die Stadt Oberhausen ist nicht gedeckelt bzw. der Zuschussbedarf der Stadt Oberhausen ist nicht festgeschrieben. Die Gegenfinanzierung variiert unter anderem durch das Betriebsergebnis der Stoag und die Gewinnbeteiligungen der Stoag. So nehmen die 300 000 Euro Einfluss auf den Zuschussbedarf, der seitens der Stadt Oberhausen geleistet wird.
Ein gefahrener Buskilometer kostet drei Euro, ein gefahrener Kilometer Straßenbahn sieben Euro. Kann man die Lücke zwischen Essen-Frintrop und dem Centro nicht kostengünstiger schließen?
Stoag: Bei dem Einsatz von Bus oder Straßenbahn darf man nicht nur die Kosten betrachten, sondern auch die Einnahmenseite. Es ist deutlich erwiesen, dass durchgehende Verkehre ohne Umsteigen und der Verkehr mit der Straßenbahn deutlich attraktiver sind als die Kombination von Bus und Straßenbahn mit dem Umstieg.
Kann die Stoag garantieren, dass es durch den Bau der Linie 105 nicht zu anderweitigen Streckenkürzungen oder -einstellungen kommt?
Stoag: Gerade durch die Inbetriebnahme der Linie 105 wird das Netz der Stoag attraktiver, wovon insbesondere die Buslinien im Stoag-Netz profitieren werden.