Oberhausen. Rund 700 neue Asylbewerber erwartet die Stadt Oberhausen für 2015. Rathaus prüft bis zu sechs neue Standorte. In der Zwischenzeit: Mehr Privatwohnungen, Hotels. Der Oberbürgermeister hilft bei der Suche
Prognosen über Flüchtlingszahlen haben sich schnell überholt: Mit rund 470 zusätzlichen Asylbewerbern für 2015 rechnete die Stadt Oberhausen noch vor wenigen Wochen, heute weiß das Rathaus, dass bis zu 700 neue Asylsuchende auf der Flucht vor Krieg und Leid in diesem Jahr hierherkommen könnten.
Doch für diese Menschen, die ihre Heimatländer verlassen mussten, fehlt in Oberhausen der Platz: Weil die vier städtischen Heime mit rund 700 dort bereits lebenden Flüchtlingen überfüllt sind, plant das Rathaus nun bis zu sechs weitere, kleinere Standorte einzurichten. Wo Gebäude umgebaut und Flächen für neue Wohncontainer genutzt werden, darüber wird noch geschwiegen.
Sechs bis neun Monate könnte es dauern
32 Standorte im gesamten Stadtgebiet hat die Stadt über Wochen aufwendig auf eine ganze Reihe von Kriterien hin überprüft – von rein praktischen Rahmenbedingungen wie Stromanschlüssen und fließend Wasser bis zu Aspekten der Bauordnung. Nur sechs Flächen seien überhaupt für Flüchtlingsunterkünfte geeignet, sagt Jürgen Schmidt, Dezernent und oberster Immobilienverantwortlicher der Stadt. „Die Rahmenbedingungen sind schwierig, auch weil die Stadt nicht bei allen Flächen der Eigentümer ist.“ Diese sechs Orte würden deshalb nun nochmals abgeklopft, bevor die Öffentlichkeit informiert werde. „Wir wollen sorgsam in der Kommunikation sein“, sagt Sozialdezernentin Elke Münich.
Sechs bis neuen Monate könnte es dauern, bis die neuen städtischen Heime bezogen werden. Die Zwischenzeit muss die Stadt überbrücken: Allein bis zum Sommer sind rund 200 weitere Plätze nötig.
Männerhaus an der Weierstraße bleibt vorerst stehen
Wie schwierig es ist, geeignete Flächen allein für aufzustellende Wohncontainer zu finden, musste die Stadt jüngst in Sterkrade feststellen. An der Weierstraße leben männliche Flüchtlinge in einem umgebauten alten Bürogebäude, dessen Zustand vielfach kritisiert wurde. Die Stadt will das Haus abreißen lassen und Container aufstellen, die zu einräumigen Wohnungen mit Küche und Nasszelle umgebaut sind. Doch die Suche nach einer Übergangsfläche ist bisher erfolglos. „Wir müssen den Abriss etwas aufschieben“, so Münich.
Welche Kosten Oberhausen 2015 wegen der Unterbringung von Flüchtlingen erwartet, das soll dem Rat der Stadt am 23. März vorgestellt werden.
Vorab, in der kommenden Woche, wird das Rathaus Anwohner aus Tackenberg zu einer Bürgerinformation einladen, um ihre Fragen zu klären. Datum und Ort werden noch bekannt gegeben.
Um diese zu schaffen, kurbelt die Stadt an mehreren Stellen: Aktuell wird die frühere Grundschule am Tackenberg als provisorische Notunterkunft umgebaut. Auch holt das Rathaus anders als bisher nun ihre Tochter OGM und möglicherweise sogar externe Kräfte ins Boot, um intensiver Hotelzimmer, Monteurwohnungen und weitere private Wohnungen zu finden. „Wir benötigen Wohnungen für mindestens 150 Flüchtlinge“, sagt Münich. Aktuell leben rund 300 Asylbewerber in privaten Wohnungen.
Alte Gebäude könnten neu hergerichtet werden
Um die Wohnungssuche zu vereinfachen, tritt die Stadt künftig als Vertragspartner für Vermieter auf. Das soll das Sicherheitsgefühl der Vermieter steigern, sagt Sozialamtsleiter Frank Bohnes, und letztlich die Anmietung beschleunigen.
Auch Oberbürgermeister Klaus Wehling packt mit an: Am heutigen Mittwoch wirbt er bei Geschäftsführern der großen Wohnungsbaufirmen darum, Wohnungen für Flüchtlinge bereitzustellen. Alte Gebäude könnten neu hergerichtet werden.