Oberhausen. . Veranstaltung der Gedenkhalle Oberhausen zum Holocaust-Gedenktag in der Anne-Frank-Realschule. Schüler gestalten Programm.
Es gibt sie, diese Momente während der Gedenkfeier in der Aula der Anne-Frank-Realschule, da ist das Erinnern alles andere als Routine, da wird die Botschaft des Holocaust-Gedenktages ganz deutlich, kommt ganz nahe. Wenn zum Beispiel Michel Komavo aus der 6d der Anne-Frank-Schule herzberührend solo singt: „Wir wollen Frieden für alle.“
Wenn Schüler-Moderatorin Derya Aloi mit Blick auf das „Nie wieder“ sagt: „Was man nicht kennt, vor dem hat man Angst.“ Wenn Schüler der Klassen zehn und neun der Theodor-Heuss-Realschule ihr szenisches Spiel aufführen „Überall Außenseiter“. Und dann sagen, in was für einer Gesellschaft sie leben wollen, nämlich zum Beispiel in einer, „in der niemand wegen seiner Religionszugehörigkeit ausgegrenzt wird.“ Oder seiner Herkunft. Oder...
Das Geschehene auf das Heute beziehen
70 Jahre war es am Dienstag, 27. Februar, her, dass die Rote Armee das Vernichtungslager am 27. Januar 1945 befreit hat. Seit 1996 ist dieser Tag ein gesetzlicher Gedenktag. Anlass für die Oberhausener Gedenkhalle, mit Schulen in einer Feier zu erinnern, zu mahnen, das Geschehene auf das Heute zu beziehen. Anlass für einen Besuch von NRW-Familienministerin Ute Schäfer, die richtig, aber erwartbar sagte: „Wir haben alle eine gemeinsame Verantwortung dafür, aus der Geschichte zu lernen.“
Erster städtischer Erinnerungsort bundesweit
Die Gedenkhalle im Schloss Oberhausen war die erste kommunale Einrichtung, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnerte. 1962 wurde sie auf Betreiben der damaligen Oberhausener Oberbürgermeisterin Luise Albertz eingerichtet.
Die Gedenkhalle gestaltete die Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz mit Schülern der Anne-Frank-, Albert-Schweitzer-, und Theodor-Heuss-Realschule sowie des Bertha-von-Suttner- und des Sophie-Scholl-Gymnasiums.
Die aber auch darauf hinwies, wie groß die Widerstände nach 1945 waren, „offen über die Verbrechen während der Zeit nationalsozialistischer Herrschaft zu sprechen“. Und die auch Bezug auf die Pegida-Bewegung nahm: Jeder vierte in NRW habe eine Zuwanderungsgeschichte. „Ohne die Menschen aus anderen Ländern wäre NRW niemals ein so großartiges Land geworden.“
Bald wird es keine Zeitzeugen mehr geben
Auch Ursula Niemann, Leiterin der Anne-Frank-Realschule, ging als Gastgeberin in ihrer Rede auf die „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ ein: „Was wollen diese Menschen? Meinen sie Derya oder Ahmet? Wollen sie, das ihr verschwindet?“ Niemann betonte das Miteinander und das man denen entgegen treten müsse, „die aus Unkenntnis Blödsinn vertreten“. Dabei helfe die Auseinandersetzung mit dem Gestern.
Jüngere und künftige Generationen werden es schwerer haben, sich zu erinnern: Weil es bald keine Zeitzeugen mehr geben wird, die aus eigener Anschauung berichten können. Aber noch gibt es sie, und einer ist regelmäßiger Gast in Oberhausen: Sally Perel. Der 89-Jährige, der einst als Jude während der Zeit des Nationalsozialismus unter falscher Identität als Josef Perjell überleben konnte, ist in dieser Woche an Schulen in der Stadt unterwegs. Acht Termine nimmt Sally Perel bis zum kommenden Montag wahr, den Schülern wird er aus seinem Buch „Hitlerjunge Salomon“ vorlesen.