Oberhausen. Ausstellung zeigt Industrie-Aquarelle des Künstlers Hans Paul Gestermann. Der Maler dokumentiert seine Umgebung und interpretiert sie zugleich.

Zu einer Zeitreise in der 50er Jahre laden die Aquarelle des Künstlers Hans Paul Gestermann die Besucher des LVR-Industriemuseums ein. „An Rhein, Ruhr und Sieg“ ist der Titel der Präsentation, die auf der Empore der Walzhalle zu sehen ist. „Als die Schlote noch rauchten“, möchte man hinzufügen. „Endlich mal wieder eine Kunstausstellung“, sagte Museumsleiter Burkhard Zeppenfeld bei der Vernissage. Die gemalten Zeitzeugen – vorwiegend Aquarelle aus den Jahren 1951 bis 1957 – verströmen Zeitgeist. „Aufbruchstimmung, Aufschwung, Wirtschaftswunder schwingen mit.“

„Für mich ist heute ein ganz glücklicher Tag“, begrüßte Ingrid Kuntze, Initiatorin der Ausstellung und Tochter des Künstlers, die Gäste. „Die Bilder sollen vermitteln, wie vor 60 Jahren gedacht und gefühlt wurde. Für meinen Vater ist dies eine nachträgliche große Ehre.“ Als „Brückenschlag zur Kulturhauptstadt“ habe sie seine Industrie-Aquarelle schon einmal 2010 in Meerbusch gezeigt, wodurch der Kontakt zum Oberhausener LVR-Museum zustande gekommen sei.

"Unbestreitbare Qualität"

Auf Geschäftsreisen an Rhein und Ruhr unterwegs, sammelte Hans Paul Gestermann (1903 - 1989) Motive, die ihn interessierten, auf dem Skizzenblock ein. Brücken, Werkshallen, Fördergerüste, Hochhäuser, den Duisburger Hafen, Baustellen, zum Teil aus sehr ungewöhnlichen Perspektiven gesehen, verwandelte er dann zu Hause im Atelier in Kunstwerke. „Er malte zwar gegenständlich, aber soweit modern, wie es seine Zeit zuließ“, sagte Burkhard Zeppenfeld. „Heute haben die Bilder dokumentarischen Charakter.“

Hans Paul Gestermann, ein Diplom-Volkswirt, lebte seine künstlerische Leidenschaft nebenberuflich aus. Allerdings pflegte er Kontakte zur Kunstszene, war Mitglied in der Düsseldorfer Künstervereinigung Malkasten und beteiligte sich an Ausstellungen.
Einen Platz im LVR-Industriemuseum verdanken seine Bilder nicht nur der Thematik, sondern auch ihrer „unbestreitbaren Qualität“, wie Zeppenfeld betonte. „Die hat uns die Entscheidung der Auswahl leicht gemacht. Wir bekommen viele Angebote.“

„Malerei auszustellen, bringt dem Museum einen Mehrwert“, sagte Gertrud Servos, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung. Durch „erkennbar besondere Ästhetik“ beziehe der Künstler Hans Paul Gestermann Stellung zu seiner Umgebung. Die geplante Kooperation mit Schulen freue sie besonders. „Junge Leute schulen ihren Blick und entdecken eigene künstlerische Talente.“