Oberhausen. . Am 18. Oktober 1758 floss in Klosterhardt das erste kochend heiße Eisen aus einem Hochofen im Ruhrgebiet. Am Sonntag feierte die St. Antony-Hütte ihr historisches Fest. Die Familienfeier kam bei den Besuchern gut an: Volle Hütte in Klosterhardt.

Der gewaltige Schlag des bulligen Hammers trifft auf ein schmales zum Halbkreis gebogenes Stück Metall und erzeugt am Sonntagmittag ein lautes Klirren rund um die St. Antony-Hütte im Osterfelder Ortsteil Klosterhardt.

Die Schmiedearbeiten mit heißen Eisen beim historischen Fest lassen den kleinen Niklas im gemütlich geschlossenen Kinderwagen aber eher kalt. Der Knirps blickt mit einem Auge kurz auf das Treiben an den Ständen rund um die Antoniestraße. Dann setzt er sein sonntägliches Nickerchen fort. Wohliges Schlummern an der Wiege der Ruhrindustrie.

Im Wohnhaus von Gottlob Jacobi

Einen Dornröschenschlaf gibt es am LVR-Industriemuseum aber nicht, auch außerhalb solcher Festivitäten: Das Museum bietet regelmäßig Themenführungen an. Und zu erzählen gibt es genug: Am 18. Oktober 1758 floss in Klosterhardt das erste kochend heiße Eisen aus einem Hochofen im Ruhrgebiet.

Ein Ort, der von den Anfängen der Eisen- und Stahlindustrie erzählt. Von Namen wie Franz von der Wenge, Franz und Gerhard Haniel, Heinrich Arnold Huyssen und Gottlob Jacobi, die als Pioniere der Schwerindustrie in der Region Geschichte geschrieben haben.

Speziell für die Kinder bedeutete dies am Sonntag: Nicht nur zuhören, sondern mitmachen. Die Metallgießer und -schmiede brachten ihre Schutzschürzen auch in Kindergröße mit. Unter Anleitung konnten Mini-Handwerker selbst etwa verzierte Hufeisen formen. Fazit am Werkzeug: „So ein Hammer ist ganz schön schwer!“

Eine Zeitreise zur besten Kaffee-und-Kuchen-Zeit

„Geschichte wird hier lebendig“, sagt Claudia Krämer, die mit ihrem Mann den Sonntagsspaziergang nach Klosterhardt verlagert hat. „Wir kommen aus Mülheim, wollten den Ort schon bei der Nacht der Industriekultur besuchen. Aber erst jetzt hat es hingehauen.“

Die Hütte hat Strahlkraft, genauso wie die Sonne, die das Fest in eine Spätsommerfete verwandelt. Klassische Kinderkarussells drehen ihre Runden. Klassische Zwei- oder Dreiräder bestehen im Gegensatz zu heute nicht aus Metall. Gut Holz! Sie gehörten zu den alltäglichen Begleitern der Arbeiter rund um die Hütte.

Die archäologischen Ausgrabungen des Grundfundaments der alten Produktionsanlage sind ein Anlockpunkt im historischen Komplex. Das Wohnhaus des einstiegen Hüttenleiters Gottlob Jacobi ist der Ort der eigentlichen Ausstellung, der Hüttenteich liegt am Elpenbach, direkt nebenan.

Apropos Jacobi: Dieser kehrt — quasi mit der Zeitmaschine — als besonderer „Geschichte-Erzähler“ im Kostüm zur Antony-Hütte zurück. Eine Zeitreise zur besten Kaffee-und-Kuchen-Zeit. Den Kakao konnten sich die Kinder übrigens selbst zubereiten. Vom Mahlen der Kakaobohnen bis zum Kochen. Wie anno dazumal. Das Fest kam gut an: Volle Hütte in Klosterhardt.