Oberhausen. . Nachdem die Hotelpläne für die teuer sanierte Therapieanstalt in der City von Oberhausen gescheitert sind, rollen nun im Juni die Bagger an. Mit freiem Areal steigt die Chance für ein großes Oberhausener Finanzamt.

Das 2011 teuer mit Steuergeldern zur Therapieeinrichtung umgebaute frühere Gefängnis am Hauptbahnhof wird in diesem Jahr abgerissen. Nach WAZ-Informationen will der Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes NRW (BLB) im Juni die Bagger anrollen lassen, die das für 1,15 Millionen Euro sanierte Gebäude bis zum Herbst dem Erdboden gleich machen sollen.

Mit dem Abriss der Justizvollzugsanstalt (JVA) steigt die Chance, dass in Alt-Oberhausen ein größeres Finanzamt entstehen kann. Derzeit gibt es in der Stadt zwei Finanzämter. Ausbau- und Fusionspläne scheiterten bisher am Platzmangel. Nun sitzen der BLB, die Stadtspitze und das Finanzministerium wieder an einem Tisch.

Kosten für den Abriss nicht abschätzbar

Das frühere Therapiezentrum steht leer, seit der einzige dort untergebrachte psychisch kranke Gewalttäter Ende 2012 verlegt wurde. Zunächst sollte der Knast in ein Hotel umgebaut werden. Nachdem das Vorhaben einer Oberhausener Hotelierfamilie an den horrenden Kosten gescheitert war, drängte die Stadt offenbar darauf, das Gebäude endgültig abzureißen – wohl auch aus Sorge, sonst erneut vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. 2011 hatte NRW-Gesundheitsministerien Barabara Steffens ohne große Rücksprache mit der Stadtspitze erklärt, den 2010 als Zweigstelle der JVA Duisburg aufgegebenen Knast zu einer Therapieanstalt für Schwersttäter umzubauen.

Der Auftrag zum Abriss sei bereits vergeben, sagt BLB-Sprecher Hartmut Gustmann. Nicht abzuschätzen seien aber die Kosten. Es fehlten Erfahrungswerte. „Ein komplettes Gefängnis abreißen, das habe ich bisher noch nicht erlebt“, sagt Gustmann.

Ab Herbst wird das Gefängnis-Areal freigeräumt sein. Damit die Baulücke am Amtsgericht nicht allzu lange besteht, hofft die Stadt Oberhausen auf eine schnelle Einigung zur Neunutzung. Die Gespräche, sagt Uwe Bonsack als Sprecher des Oberbürgermeisters, verliefen kooperativ. „Alle Beteiligten haben ein großes Interesse daran, dass es hier relativ zügig zu einer Lösung kommt.“ Es würden verschiedene Optionen geprüft, ergänzt ein Sprecher des NRW-Finanzministeriums.

4,3 Millionen Euro für einen Häftling

Der Umbau der Oberhausener JVA wurde wegen der horrenden Kosten kritisiert. Die Therapieanstalt bot zwar Platz für 18 Patienten, um deren Betreuung sich 20 Vollzeitkräfte kümmern sollten, untergebracht war dort aber nur ein Mann.

Die Gesamtkosten für das Projekt Therapieeinrichtung liegen bei 4,3 Millionen Euro aus Steuermitteln. Allein die Personalkosten beliefen sich von Mitte 2011 bis Ende 2012 auf 1,891 Millionen Euro.