Oberhausen. Den Sänger verbindet mit der Stadt mehr als nur Konzerte. Hier sprach er von Dankbarkeit. Er wollte nicht vor dem Ofen mit einer Katze auf dem Schoß alt werden.
Udo Jürgens war immer ein Weltbürger: Der große Sänger und Entertainer, der Mann aus dem österreichischem Klagenfurt, dessen Tod am Sonntag viele Musikerkollegen und Fans unendlich traurig machte, hatte nur wenige Wochen zuvor in der Oberhausener Arena seine Liebe verdeutlicht. Goldene Regenbogen zogen über eine Weltkugel, sie schwebten von Stadt zu Stadt. Von Land zu Land. Sie symbolisierten dabei die bisherigen Spielorte des 80-Jährigen: China, Amerika, Europa. Ein deutschsprachiger Musiker mit Weltkarriere.
Ganz am Ende landete der goldene Schweif in Oberhausen. So wie im Konzert-Intro führte der Weg des Österreichers immer wieder zurück ins Ruhrgebiet. Jürgens verstand die Mentalität der Menschen, schätzte die Ehrlichkeit, das Geradeheraus. Klare Worte waren Jürgens nie unbekannt: Seine Musik — vom „Ehrenwerten Haus“ bis zum Internet-kritischen „Schöne neue Welt“ — brach aus der oft seichten Schlagerwelt aus, thematisierte soziale und gesellschaftliche Missverstände. Udo Jürgens, kein Mann zum Stillhalten.
Klischees waren ihm zuwider
Klischees waren ihm zuwider. „Oberhausen ist eine echte Kulturstadt, auch wenn man das nicht immer gleich vermutet“, sagte er bei einer Stippvisite vor eineinhalb Jahren. Ein Mann, mit dem man über das Theater sprechen konnte. Über die Veränderungen im Stadtbild, über einst rauchende Kamine, die verschwundenen Zechen und den Rhein-Herne-Kanal.
Trauer um Udo Jürgens
Das Musical „Ich war noch niemals in New York“ schweißte ihn noch näher an Oberhausen: Im Mai 2013 schauten sich Besucher im Metronom Theater am Centro die weltweit 3000. Vorstellung des Stückes an. Udo Jürgens kam persönlich vorbei und drückte seine Hände und Füße in Beton. Ein Mann, der Spuren hinterlässt.
Was er mit dem Musical auch in Oberhausen erreichte, sah der Sänger als ein Geschenk an: „Ich weiß, dass dies alles nicht selbstverständlich ist.“ Bei einem seiner letzten Konzert vor wenigen Wochen, zeigte sich der 80-Jährige in bester Form, saß am schwarzen Piano, als wolle er noch bis Mitternacht weiterspielen.
Musical mit großen Hits am Centro
Drei Stunden dauerte das ausverkaufte Auftritt in der Arena. Die Energie seiner Stimmungslieder von „Griechischer Wein“ bis „Aber bitte mit Sahne“ verblasste dabei nicht. Jürgens zeigte sich auch hier nie kleinlaut, erntete nach dem Lied „Der gläserne Mensch“ langen Applaus, in dem er die Datensammelwut der Geheimdienste kritisierte. Doch zwischendurch gab es die feinen Momente der Demut. Die kurzen Augenblicke des Innehaltens. „Es ist die Stunde der Dankbarkeit!“ Sein Leben gehörte der Bühne. Ein Wohnzimmer, das er in viele Städte transportierte.
Wenn man ihn traf, so wirkte er im Interview als sei vieles noch nicht erzählt worden. Kurz vor einer Vorstellung seines Musical in Oberhausen meinte er: „Ich möchte nicht vor dem Ofen mit einer Katze auf dem Schoß alt werden.“ Am 27. März 2015 wollte er wieder in der Arena spielen. Merci, Udo!