Oberhausen. . Seit Jahren zahlt die Stadt Millionenbeträge an die Freien Verbände für ihre Jugendarbeit. Jetzt sollen Bedarf und Angebot besser kontrolliert werden.

So kurz vor Weihnachten ging es in der fünfeinhalbstündigen Ratssitzung nicht immer besinnlich zu, etwa wenn der sonst so höflich auftretende FDP-Fraktionschef Hans-Otto Runkler der CDU-Opposition in der Straßenbahn-Debatte „ein besinnliches Weihnachten wünscht, um zur Besinnung zu kommen“.

Doch einige Ratspolitiker brachten erstaunlich selbstkritische Töne über ihre Lippen. Ausgerechnet der sonst eher mit harten Bandagen kämpfende Grünen-Fraktionsvize Andreas Blanke sagte mit Blick auf die jährlich 1,6 Millionen Euro hohen Zuschüsse für die Oberhausener Kinder- und Jugendarbeit der Verbände: „Wir benötigen unbedingt eine Analyse, wie die Schwerpunkte und Bedarfe der Jugendarbeit aussehen sollen. Das hätten wir schon vor zwei Jahren angehen sollen. Das haben wir versäumt.“

Leitplanken für fünf Jahre

Bemerkenswert: Die Jugendförderpläne legen die Rahmenbedingungen der freien Kinder- und Jugendarbeit für die nächsten fünf Jahre fest, um den Organisationen, wie CVJM, Kirchen und Ruhrwerkstatt, Sicherheit zu geben: Ein Gesamtvolumen von fast acht Millionen Euro.

Allerdings kritisch analysiert wurde das Angebot für junge Oberhausener offenbar bisher nicht. Deshalb hat die Ampelkoalition nun die Einrichtung einer „Steuerungsgruppe“ aus Jugendamtsleitern und Geschäftsführern der Träger von Jugendeinrichtungen beschlossen: Sie soll bis Sommer 2016 prüfen, ob die Angebote zeitgemäß sind, ob die Gelder zweckmäßig ausgegeben werden, wie sich in den Stadtvierteln die sinkende Zahl von Kindern auswirkt und nach welchen Kriterien die Arbeit der Träger künftig bewertet und verändert wird.

SPD, Grüne und FDP haben zudem erkannt, dass es zwar für viele Jugendangebote Fördertöpfe in der EU gibt, diese aber nicht immer von den Trägern ausgeschöpft werden. Deshalb soll ein Rathaus-Mitarbeiter nun Förderchancen ermitteln.

Wünsche nach Aufstockung der Fördergelder

Die Beschlüsse fasste die Ampelkoalition auch deshalb, weil die Freien Träger monieren, dass ihre Wünsche nach Aufstockung der Fördergelder um 450.000 Euro pro Jahr (plus 28 Prozent) zur Aufrechterhaltung aller Angebote nicht erfüllt worden sind. Die Ampel genehmigte nur ein Plus von einem Prozent. „Man muss sehen, ob es ein Überangebot in Quartieren gibt, ob etwa eine Ernährungsberatung im gesamten Stadtgebiet nötig ist“, sagte Regina Boos (FDP). Thomas Krey (SPD): „Wir haben jetzt viel mehr Kinder im Offenen Ganztag, da stehen Mittags-Öffnungszeiten von Jugendhäusern auf dem Prüfstand.“

Dagegen verlangt die Opposition mehr Geld für die Jugendarbeit. „Das ist eine faktische Kürzung, das ist ein dickes Minus“, kritisiert dagegen Ulrike Willing-Spielmann (CDU). „Man spart an der Zukunft der Kinder“, kritisiert Martin Goeke (Linke). „Das Jugendangebot kann so nicht erhalten bleiben“, so Andrea-Cora Walther (BOB).