Oberhausen. . Drei islamische Mitbürger sind ab sofort dann im Einsatz, wenn etwa Angehörige eines Unfallopfers Beistand brauchen. Weitere Helfer werden gesucht.
Ein tragischer Verkehrsunfall, ein schlimmer Brand oder der plötzliche Tod eines Kindes: In solchen extremen Situationen benötigen betroffene Menschen schnell Hilfe und Beistand an ihrer Seite. In Oberhausen wird dafür von Polizei oder Feuerwehr die Ökumenische Notfallseelsorge verständigt – doch auch die katholischen und evangelischen Seelsorger stoßen manchmal an ihre Grenzen, an sprachliche und kulturelle.
„Es gab Fälle, da hätte ich mir sehr gewünscht, jemanden dabei gehabt zu haben, der etwa Türkisch sprechen kann“, so Michaela Breihan, Pfarrerin und Evangelische Synodalbeauftragte für die Ökumenische Notfallseelsorge. Solche Begebenheiten sollen nun der Vergangenheit angehören, denn ab sofort verstärken drei muslimische Notfallbegleiter ehrenamtlich Breihan und ihr Team. „Ich hoffe, dass wir damit eine Lücke schließen können.“
Samstags Seminare besucht
Seit März diesen Jahres haben sich Hülya Akbul-Cakir, Ibrahim Türkan und Cihat Sari jeden Samstag auf den Weg nach Köln gemacht, um dort die Ausbildung zum Notfallbegleiter zu absolvieren. „Das ist eine tolle Sache, dass sie sich jede Woche dafür samstags Zeit genommen haben, um sieben Stunden lang die Vorträge zu besuchen“, berichtet Doris Schulz, die stellvertretende Vorsitzende der Christlich-Islamischen Gesellschaft (CIG e.V.). Muslimische Notfallbegleiter gibt es bislang in organisierter Form nur in Solingen, Köln und Duisburg. „Es gibt Einzelkämpfer in Düsseldorf und Bonn. Dort sind sie aber leider nicht in das bestehende Netzwerk der Notfallseelsorge integriert.“ Das wird in Oberhausen anders sein, denn hier werden sie mit den katholischen und evangelischen Notfallseelsorgern zusammenarbeiten.
Kontaktaufnahme möglich
Die Zusammenarbeit ist zwischen der Muslimischen Notfallbegleitung (getragen vom Christlich-Islamischen Gesellschaft e.V.) und der Ökumenischen Notfallseelsorge vereinbart worden.
Der Verein zur Förderung der kommunalen Prävention in Oberhausen e.V. hat die Ausbildungskosten übernommen.
Personen, die ebenfalls Interesse an einer ehrenamtlichen Tätigkeit als muslimischer Notfallbegleiter haben, können sich mit der Muslimischen Koordinatorin, Frau Hülya Ceylan, in Verbindung setzen. Die Kontaktaufnahme ist über folgende E-Mail-Adresse möglich: ceylan@chrislages.de
„Ich habe von dem Projekt zuerst in Hannover gehört“, erklärt Hülya Akbul-Cakir. Die Sozialwissenschaftlerin, die im Integrationszentrum der Stadt Duisburg als Familienberaterin arbeitet, fand die Thematik bereits damals interessant. Als es darum ging. dass in Oberhausen muslimische Mitbürger für die Ausbildung zur Notfallbegleitung gesucht wurden, meldete sie sich.
"Ich will für diese Menschen da sein
Für den Philosophie-Studenten Ibrahim Türkan, der gerade seine Bachelor-Arbeit geschrieben hat, bietet die Seelsorge einen Weg, sein theoretisches Wissen mit praktischen Erfahrungen anzureichern. „Mir ist natürlich klar, dass ich nicht auf alle Fragen der Betroffenen eine Antwort haben werde. Ich will aber für diese Menschen da sein“, so Türkan.
Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier ist voll des Lobes über den Einsatz. „Im vergangenen Jahr habe ich zum ersten Mal von diesem Projekt gehört. Es freut mich sehr, dass die Umsetzung so schnell funktioniert hat.“ Um der Notfallbegleitung eine breitere Grundlage zu geben, werden weitere Ehrenamtler gesucht. „Das wäre eine schöne Angelegenheit, wenn sich weitere Muslime finden würden.“