Oberhausen. . In Oberhausen gibt es jetzt eine Beratungsstelle für ältere Menschen, die befüchten, an einer Form von Demenz erkrankt zu sein. Natürlich werden auch Angehörige an den Standorten St. Josef Hospital oder Johanniter-Krankenhaus beraten.

Ein neues Angebot schließt eine Beratungslücke in Oberhausen: An zwei Standorten bietet die erste Gerontopsychiatrische Beratungsstelle der Stadt ab sofort ihre Hilfe an. Im St. Josef-Hospital und im Johanniter-Krankenhaus finden alte Menschen, ihre Angehörigen, Nachbarn oder Freunde anonym und kostenlos Unterstützung, wenn sie Veränderungen feststellen, die ihnen Sorge bereiten.

Vergesslichkeit, Traurigkeit, Depressionen, Ängste, Schlafstörungen, Abhängigkeiten von Medikamenten oder Alkohol – es kann viele Gründe für eine Beratung geben. Auch die Frage: Bin ich/ist mein Angehöriger auf dem Weg zur Demenz? Für alle, die mit solchen Gedanken nicht zum Arzt gehen wollen, sondern an unabhängiger Stelle anonym und kostenlos zunächst Rat und Hilfe suchen möchten, sei dieses Angebot gedacht, sagt Umweltdezernentin Sabine Lauxen.

"Angehörige sind häufig überfordert"

„Oft haben Betroffene wenig Einsicht, dass sie Hilfe brauchen. Angehörige sind häufig überfordert“, weiß Matthias Rothermund, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie am Ev. Klinikum Niederrhein. Hinzu käme, dass auch Hausärzten die Zeit fehle für intensive Beratung. „In eine psychiatrische Praxis oder Klinik zu gehen, ist ein großer Schritt“, sagt Amtsarzt Henning Karbach, da sei der Besuch einer Beratungsstelle eine einfache Möglichkeit, Unsicherheiten anzusprechen. „Manchmal handelt es sich ja nur um eine familiäre Krise.“

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Auch bei der Beantragung von Leistungen wie Pflegestufen oder Unterstützungs- und Entlastungsangeboten hilft Birgit Pawlaszczyk-Wegener, die mit einer einzigen Vollzeitstelle das zunächst auf drei Jahre angelegte Angebot ausfüllt. In über 20 Jahren Erfahrung im Krankenhaussozialdienst hatte die Sozialpädagogin mit vielfältigen Anzeichen von Verwirrtheit zu tun. Wie im Fall einer 78-Jährigen, die ständig Dinge aus ihrer Wohnung vor die Haustüren der Nachbarn stellte. Oder die 81-Jährige, die sich plötzlich von ihrem Sohn bedroht fühlte, weil sie glaubte, dieser wolle sie vergiften und loswerden.

Keine reine Alzheimer-Sprechstunde

Dabei will die Gerontopsychiatrische Beratungsstelle keine reine Alzheimer-Sprechstunde sein, betont Dr. Eugen Davids. Vielmehr gehe es darum, sich langfristig mit anderen Angeboten in der Stadt zu verzahnen, den Betroffenen Wege aufzuzeigen, die ihnen das Leben erleichtern. „Immer in Absprache mit den Klienten“, sagt Pawlaszczyk-Wegener. Auf Wunsch mache sie Hausbesuche, um bei heiklen Themen zunächst eine Beziehung zu Betroffenen aufzubauen.

Die Beratungsstelle wird im ersten Jahr mit 70.000 Euro vom Landschaftsverband Rheinland voll finanziert, im zweiten und dritten Jahr sinkt der Beitrag, die Katholischen Kliniken Oberhausen schießen 18.000 bzw. 35.000 Euro dazu.