Oberhausen. . Evelyn Bettinger ist seit 30 Jahren „Grüne Dame“ im St. Josef-Hospital in Oberhausen. Genau so lange gibt es den ehrenamtlichen Dienst in dem katholischen Klinikum. Dazu gehört: Menschenliebe, zwei offene Ohren – und ein offenes Herz. Evelyn Bettinger macht dies in vorbildlicher Weise vor. Auch wenn sie selbst das nicht so gerne hört.

Evelyn Bettinger ist eine schüchterne Person. Sie möchte lieber nicht im Mittelpunkt stehen. Doch was sie geleistet hat, verdient Anerkennung und Lob. Auch an dieser Stelle. Seit 30 Jahren schon steht sie als „Grüne Dame“ im St. Josef-Hospital an der Mülheimer Straße Patienten zur Seite, leiht ihnen ihr Ohr und hält ihre Hand. Genau so lange, wie es die Institution „Grüne Damen“ an dem Standort der Katholischen Kliniken Oberhausen schon gibt. Ein doppelter runder Geburtstag.

Im Urlaub hilft sie Tieren

„Ach, das müssen Sie aber nicht schreiben.“ Das sagt Evelyn Bettinger häufig in diesem Gespräch. Sie will sich nicht wichtig tun. Und so findet sie es unnötig zu erzählen, dass sie schon als Kind älteren Menschen mit schweren Taschen über die Straße geholfen hat. Oder dass sie bis heute, wenn sie Urlaub macht mit ihrem Mann auf Teneriffa, dort ehrenamtlich im Tierheim hilft. Für sie ist das alles selbstverständlich. „Wenn einer auf der Straße liegt, gehe ich nicht einfach dran vorbei“, sagt sie. Für alle anderen ist es durchaus erwähnenswert, wenn jemand sich so viele Jahre aus freien Stücken und mit ganzem Herzen für fremde Menschen einsetzt. Für die Mitarbeiter der Station M 3 (Innere Abteilung) ist die Sache ganz klar: Evelyn Bettinger ist ihre gute Seele. Das Lob entlockt der 70-Jährigen ein kleines Lächeln.

Zwei Mal wöchentlich kommt die „Grüne Dame“ ins St. Josef, immer von 8 bis 11.30 Uhr. Sie geht von Bett zu Bett und fragt die Menschen, ob sie Hilfe brauchen. Für manche erledigt sie Besorgungen, andere begleitet sie zu Untersuchungen. „Manche sind froh, bei anderen dauert es ein bisschen“, erzählt Evelyn Bettinger schmunzelnd. „Da setze ich mich dann zum Nachbarn und plötzlich möchte derjenige sich auch an der Unterhaltung beteiligen.“ Besonders witzig sei es, wenn sie sich vorstellt als „Grüne Dame“ und es dann heißt: „Bei dieser Partei bin ich nicht.“

Immer weniger Ehrenamtliche

Evelyn Bettinger hat schon immer ein großes Herz für Bedürftige gehabt. Bevor sie ihr Ehrenamt im St. Josef-Krankenhaus begann, half sie in einer Altentagesstätte aus. Ihr Mann habe ihr Engagement stets unterstützt, erzählt sie. „Er sagt nie: Gehst du jetzt schon wieder dahin.“ Und er ist stolz auf ihre Tätigkeit: Neulich hat er bei der Stadt heimlich die Ehrenamtskarte für seine Frau beantragt. Jetzt hat sie eine und kann – verdientermaßen – von den Vorteilen profitieren.

30 „Grüne Damen“ gab es im St. Josef, als Evelyn Bettinger vor 30 Jahren als eine der ersten hier angefangen hat. Heute sind es nur noch neun. Im St. Marien-Hospital 16, im St. Clemens 15. Bernadette Berger ist als Pflegedirektorin für die Koordination an allen drei Standorten zuständig. „Ohne die freiwilligen Helfer könnten wir nicht existieren“, betont sie die Bedeutung der „Grünen Damen“. „Sie haben die Zeit, die Arzt und Pfleger nicht mehr hat.“

Evelyn Bettinger will sich auch weiterhin die Zeit nehmen – „wenn ich gesund bleibe“.