Oberhausen. . Im Evangelischen Gemeindezentrum wurde es extrem voll, als Sozialdezernentin Elke Münich und Sozialamtsleiter Frank Bohnes dort über die Unterkünfte informierten, die in Schmachtendorf an der Gabelstraße aufgestellt werden.

Wahrscheinlich hätte nicht einmal mehr eine Maus in das Evangelische Gemeindezentrum an der Forststraße in Schmachtendorf gepasst. So viele Menschen wollten hören, was Sozialdezernentin Elke Münich und Frank Bohnes, Bereichsleiter für soziale Angelegenheiten, ihnen zu den Flüchtlingsunterkünften an der Gabelstraße erzählen würden.

889 Betroffene sind es zurzeit

Obwohl dort bald 100 Menschen aus Syrien und anderen Kriegsländern – vielleicht später auch noch mehr Flüchtlinge – leben werden, kochte die Stimmung im Saal nicht hoch. Bestimmt trug dazu auch die kluge Wahl des Moderators bei: Pfarrer Joachim Deterding zitierte gleich zu Beginn die Engel aus der Weihnachtsgeschichte: „Fürchte dich nicht!“

Die Schmachtendorfer scheinen sich tatsächlich weniger vor den Menschen aus aller Welt zu fürchten, als davor, dass diese in ihren Containern sich selbst überlassen bleiben. „Wir arbeiten an einem Betreuungskonzept, wir haben in Schmachtendorf dafür Kooperationspartner gefunden“, erklärte Bohnes. Doch das reichte den Gästen nicht. Dramatisch die Aussage einer Lehrerin: „Wir haben einen Flüchtlingsjungen an unserer Schule, der hat gesehen, wie seine Schwester verbrannte.“ Ein anderes Kind erlebte, wie der Vater erschossen wurde. Ein normales Leben sei für diese Kinder nicht möglich. „Die richtige Betreuung ist entscheidend für die Zukunft dieser Kinder“, sagte die Frau.

Weiterbildung zur Erkennung von traumatisierten Menschen geplant

„Gibt es ein Konzept zur Betreuung traumatisierter Familien?“, fragte dann auch eine Zuhörerin. Elke Münich: „Wer traumatisiert ist, bekommt Hilfe.“ Doch Traumatisierung müsse man erkennen. Einer der Sozialverbände wolle da jetzt eine Weiterbildung anbieten.

Die Besucher wollten aber auch wissen, wie es in den Lagern aussieht. Gibt es dort Heimleiter, ständige Ansprechpartner für die Flüchtlinge? Oder Menschen, die Konflikte schlichten können, die bei so vielen Nationalitäten unweigerlich entstehen? Gibt es nicht. Vor Ort wird auch in Schmachtendorf lediglich ein Hausmeister sein.

„Wenn jetzt ein Betreuungskonzept erarbeitet wird, wer koordiniert das dann?“, war eine weitere Frage. „Die Stadt“ lautete die Antwort. Zweieinhalb Pädagogenstellen gibt es dafür zurzeit bei der Verwaltung. Bei 889 Flüchtlingen, die in der Stadt leben. Und es werden ständig mehr. So schilderte Frank Bohnes auch die Not der Stadt: „Wir können jederzeit ein Fax bekommen, in dem dann zum Beispiel steht, in zwei, drei Tagen kommen 20 Flüchtlinge.“ Diese Menschen müssten sie unterbringen.

Leere Kassen der Stadt erschweren Betreuung

Deshalb sei es mit der Gabelstraße auch so schnell gegangen. Und keine Zeit geblieben, die Anwohner frühzeitig zu informieren. Ein Aspekt, den einige kritisierten. Über die notwendige Eile hinaus machten Bohnes und Münich natürlich auch auf die leeren Kassen der Stadt aufmerksam. Und die dürften eine wirklich umfassende Betreuung der Menschen nicht gerade leichter machen.

„Zweieinhalb Pädagogenstellen reichen für so viele Menschen nicht aus“, so die Überzeugung eines Zuhörers. „Wenn die Flüchtlingszahlen steigen, werden wir auch mehr Personal brauchen“, gab Elke Münich dem Mann recht.

Eine Frau wollte auch gleich wissen: An wen kann ich mich wenden, wenn ich praktische Hilfe leisten will? Frank Bohnes ist da zunächst der Ansprechpartner. Und der wäre auch froh, wenn sich Ehrenamtliche melden, die Flüchtlingen bei der Renovierung von Wohnungen helfen. Denn das ist das Konzept der Stadt: Den Menschen so schnell wie möglich private Wohnungen vermitteln.