Oberhausen. Oberhausens Stadtdechant Peter Fabritz sieht geplante Einschnitte des Bistums Essen kritisch. Wunden der letzten Kürzungen sind noch nicht verheilt.

Auf die katholische Kirche rollt in den kommenden Jahren eine neue Einsparwelle zu. Das Bistum Essen will bis zum Jahr 2030 seine Ausgaben um 50 Prozent reduzieren. Zwar gebe es derzeit keine konkreten Sparbeschlüsse, aber bis 2017 sollen mit den einzelnen Gemeinden Konzepte entwickelt werden – auch in Oberhausen. Das erklärte Ulrich Lota, Sprecher des Bistums Essen.

Stadtdechant Peter Fabritz sieht die erneute Sparwelle durchaus kritisch: „Mir fehlt eine Vision. Nur sparen, um Strukturen zu erhalten? Oder haben wir ein Ziel, wie wir den Glauben in Zukunft besser verkünden und miteinander leben können. Daran müssen wir noch feste arbeiten.“

"Es wird weniger Pfarreien geben"

Dennoch: Der Sparzwang wird sich auch in Oberhausen auswirken: „Die Zahl der aktuell vier Pfarreien Herz Jesu, St. Marien, St. Clemens, St. Pankratius wird auf dem Prüfstand stehen.“ Der Theologe geht davon aus, „dass es künftig noch erheblich weniger Pfarreien und Kirchen geben wird“.

Genau hier aber verberge sich Zündstoff, befürchtet Fabritz: „Nach der großen Strukturreform 2007 gibt es in Oberhausen nur noch diese vier Großgemeinden, einige Kirchen wurden geschlossen. Die Wunden sind in den ehemaligen Gemeinden noch nicht verheilt.“

Bistum benachteiligt Städte

Stadtdechant Peter Fabritz kann den Sparkurs des Essener Bistums insofern nachvollziehen, als die Zahl der Katholiken kontinuierlich sinkt – auch in Oberhausen. Am Jahresende 2013 lebten nach Angaben der Stadtverwaltung 82 221 Katholiken in unserer Stadt (das waren 39,1 Prozent der Gesamtbevölkerung), anno 1995 waren es 105 532 Katholiken (47 Prozent). „Dafür gibt es im Bistum rein zahlenmäßig noch immer zu viele Kirchen“, räumt Fabritz ein.

Hinzu komme, dass das Bistum Essen fast vollständig auf die Kirchensteuer angewiesen sei: „Aber nur 40 Prozent der Kirchenmitglieder zahlen im Bistum Essen überhaupt Kirchensteuer, die Einnahmen sanken im Gegensatz zum bundesweiten Trend hier sogar um 0,3 Prozent.“ Künftig rechnet das Bistum für die Ruhrdiözese mit einem Rückgang um 9 Prozent, von bislang 181 Millionen auf dann nur noch 165 Millionen Euro.

Zudem, sagt Fabritz, ändere sich 2016 der Berechnungsschlüssel für die Zuweisungen aus dem Bistum: „Bisher wird die Zuweisung nach der Zahl der Katholiken in einer Gemeinde berechnet.“ Bei der Neuberechnung werde das Territorium einer Gemeinde ausschlaggebend: „Ländliche Gemeinden sind dann deutlich im Vorteil, während Gemeinden im Ballungsgebiet das Nachsehen haben werden.“ Konkrete Zahlen für Oberhausen konnten weder Fabritz noch Bistumssprecher Lota nennen.

Trotz aller Enttäuschungen seien aber die meisten Kirchenmitglieder davon ausgegangen, dass nun eine Basis für längere Zeit gefunden sei und die Seelsorge neu koordiniert werden könne. „Viele können sich nicht vorstellen, dass dieser Prozess nun in eine neue, viel heftigere Phase eintritt.“ Auch in Oberhausen sei man an eine – aufgrund der räumlichen Nähe der Kirchen – pastorale Überversorgung gewöhnt, sagt Fabritz: „Nun ist es schwer loszulassen.“

Immobilienausschuss notwenig

In seiner Herz-Jesu-Pfarrei wurde ein Zukunftsausschuss gegründet: „Hier werden Zukunftskonzepte überlegt. Das Ziel ist, dass die Menschen so wenig wie möglich unter Einsparungen leiden müssen.“

Fabritz weiter: „Allerdings muss sich die Kirche auch fragen, ob wir alles noch leisten müssen, was wir in der Vergangenheit getan haben. Der eigentliche Zweck von Kirche ist es, das Evangelium zu verkünden. Da darf es nur geringe Einschränkungen geben. Aber auch hier müssen wir neue Wege gehen.“

Einsparpotenzial sieht Fabritz vor allem in einem Bereich: „In jeder Pfarrei sollte es einen Immobilienausschuss geben, um zu prüfen, welche Gebäude noch gebraucht werden: Braucht eine Pfarrei mit immer weniger Mitgliedern mehrere Pfarrheime, wenn Pfarrzentren der Nachbarpfarrei oft in unmittelbarer Nähe sind?“ Die Kirche bewirke nicht viel durch die Zahl ihrer Gebäude, sondern durch „ein glaubwürdiges und zeitgemäßes Bekenntnis des Glaubens“.