Oberhausen. . Vermögende Anleger in Oberhausen reagieren auf Negativzinsen der ersten Großbanken nervös – und fragen bei ihren Hausbanken oder Geldinstituten nach. Einige wollen sogar Millionen Euro an Sparvermögen abziehen und es lieber in einen Safe legen – was teurer wäre als Strafzinsen.

Redet man mit Oberhausener Spitzenbankern vertraulich, dann beschreiben sie einen Stimmungswechsel bei vermögenden Privatkunden: Diese sorgen sich um ihr lange Zeit angespartes Geld. Mit Argusaugen beobachten sie die Entscheidungen der ersten Großbanken wie der Frankfurter Commerzbank und des Düsseldorfer Volksbank-Zentralinstituts WGZ: Sie bestrafen ihre Firmen-Großkunden mit Negativzinsen, wenn sie höhere Millionensummen anlegen wollen.

Der Grund: Seit Juni müssen die Banken bei der Europäischen Zentralbank (EZB) Strafzinsen von jetzt 0,2 Prozent zahlen, wenn sie dort ihre Geldüberschüsse parken.

Privatanleger fürchten deshalb, dass auch ihr Geld bei örtlichen Banken bald geschmälert wird. „Einige haben regelrecht panisch reagiert und wollten Millionen-Beträge lieber in den Safe legen“, erzählt ein Oberhausener Banker erstaunt. „Die mussten wir erst einmal beruhigen, dass solch ein Verhalten völliger Quatsch ist.“ Negativzinsen, die es für Privatanleger ja gar nicht gibt, würden schließlich weniger Geld verzehren als Versicherungskosten und Safegebühren für hohe Werte.

Zwar beteuern alle Banken am Standort Oberhausen, dass sie „aktuell“ keine Negativzinsen auf Ersparnisse von Privatleuten anstreben, doch völlig ausschließen will das niemand. Denn Strafzinsen bei der EZB bedeuten Kosten, die die Banken belasten – und die sie an alle Sparer weitergeben könnten. Gerade Volksbanken und Sparkassen kämpfen in der langen Niedrigzinsphase mit stark sinkenden Erträgen aus den Zinsgewinnen zwischen dem angenommenem Spargeld und den ausgegebene Darlehen.

„Einige reagierten panisch“

„Strafzinsen betreffen zwar noch nicht die privaten Anleger, aber das treibt sie um. Die Sparer müssen vom Sparbuch und Festgeld wegkommen. Zu empfehlen sind mittel- bis langfristige Anlagen in Sachwerte“, rät der freie Finanzberater Christian Grams, der in der VHS Oberhausen einen Vortrag zum Thema halten wird (Samstag, 29. November von 9.30 bis 12.30 Uhr im Bert-Brecht-Haus 825 2385).

„Die Diskussion unter Sparern ist da“, beschreibt auch National-Bank-Vorstand Klaus Frick die Lage. Und Sparkassen-Chef Bernhard Uppenkamp erklärt: „Die Sparkassen bedauern diese extreme Niedrigzinsphase, die schon jetzt zu einer Belastung der Sparer führt. Wir möchten aber auf keinen Fall Negativzinsen einführen, das würde das Image der Sparkassen beschädigen, denn wir sind dem kleinen Sparer besonders verpflichtet.“

Auch deshalb hält Thomas Diederichs, Vorstandschef der Volksbank Rhein-Ruhr, Zinsverluste für Privatsparer bei Sparkassen und Volksbanken für nahezu unvorstellbar. „Im schlimmsten Fall sinkt der Zins auf 0 Prozent, aber den Menschen kann man nicht klar machen, dass er am Ende weniger bekommt, wenn er Geld bei uns anlegt.“