Oberhausen. Nicht nur an den Grundschulen, sondern auch an den weiterführenden Schulen sinkt der Anteil männlicher Lehrer. Bezahlung und Image sind ein Grund dafür, dass sich weniger Männer für den Beruf entscheiden. Dabei brauchen Kinder auch männliche Bezugspersonen.
Nur knapp jeder zehnte Lehrer an einer Oberhausener Grundschule ist männlich – während sich an dieser Situation in den vergangenen zehn Jahren nur sehr wenig geändert hat, unterrichten auch immer weniger Männer an den weiterführenden Schulen in der Stadt. Während der Anteil männlicher Lehrkräfte an den Gesamtschulen im Schuljahr 2003/04 noch bei 45,5 Prozent lag, sank dieser auf 39,3 Prozent im vergangenen Schuljahr.
Auch an den Gymnasien sind inzwischen deutlich mehr Frauen als Männer in den Kollegien zu finden – 51,7 Prozent der Lehrer waren dort 2003/04 männlich, 2013/14 waren es dagegen nur noch 44,8 Prozent. Dies geht aus aktuellen Zahlen des statistischen Landesamtes, IT.NRW, hervor. Von einer „dramatischen Entwicklung“ spricht Michael von Tettau, Leiter des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums. Britta Costecki, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, sieht dagegen eine Bestätigung dafür, dass bei der Berufswahl bei den Geschlechtern oft genug noch unterschiedliche Prioritäten gesetzt werden.
Vorteile bei der Familienplanung
„Als Lehrkraft hat man in der Regel eine sichere Position, ist abgesichert im Krankheitsfall und kann vor allem nach der Geburt eines Kindes wieder einsteigen“, so Stefan Schubert, Mitglied des Leitungsteams der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Oberhausen. Diese Vorzüge des Lehrerseins, würden bei der Familienplanung einige Vorteile bieten. „Im Gegensatz dazu scheint es aber oft so zu sein, dass einige Männer eher auf andere Aspekte achten, so etwa die Bezahlung.“ In der freien Wirtschaft seien die Verdienstmöglichkeiten teils deutlich höher, „vor allem wenn man in den naturwissenschaftlichen Bereich guckt“, so Schubert. Dabei sei es wünschenswert, eine gewisse Durchmischung beider Geschlechter in der Lehrerschaft zu haben.
Gymnasien in NRW sind besonders betroffen
Im gesamten Land Nordrhein-Westfalen ist der Anteil der männlichen Lehrer rückläufig. Lag er im Schuljahr 2003/04 bei 33,8 Prozent waren es im vergangenen Schuljahr dagegen nur noch 29,1 Prozent.
Einen deutlichen Rückgang gab es vor allem bei den Gymnasien in Nordrhein-Westfalen – hier sank der Anteil der männlichen Lehrkräfte im selben Zeitraum von 53,8 Prozent auf 43,2 Prozent.
Dem kann von Tettau nur zustimmen. „Ich denke schon, dass es einen gewissen Anteil männlicher Lehrer geben muss, als Vorbild und Bezugspunkt auch für männliche Schüler.“ Doch werde es deutlich schwieriger Männer zu finden. „Von 13 Neueinstellungen war nur einer männlich.“ Am Bertha, das einst ein Mädchengymnasium war, sind zwei Drittel der Lehrer Frauen. Insgesamt glaubt von Tettau, würde das Image des Lehrer-Berufs junge Menschen oft davon abhalten, diesen Weg einzuschlagen.„Es ist sehr viel von Druck die Rede, das ist auch durchaus richtig. Doch halte ich den Beruf immer noch für attraktiv.“ Das Problem sei, dass in der Berufsberatung der Beruf des Lehrers nur selten empfohlen werde.
„Noch keine Gefahr“
Der Direktor des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums, Uwe Bleckmann, will längst noch nicht von einer dramatischen Situation sprechen. „Natürlich sehen wir die Entwicklung auch bei uns an der Schule.“ 57 Prozent der Lehrer sind Frauen. „Doch ist das kein Problem.“ Zwar bräuchten Jungs Vorbilder und auch „Reibungspunkte“, wie Bleckmann es nennt. „Aber momentan sehe ich da noch keine Gefahr“, so der Schulleiter.
„Es ist ziemlich hoch gegriffen, von einem Drama zu sprechen“, findet auch Britta Costecki. Zwar sei es wünschenswert, wenn es heterogene Lehrerkollegien geben würde, „aber auch weibliche Lehrer können mit männlichen Schülern umgehen“. Die Gleichstellungsbeauftragte glaubt, dass immer noch klassische Rollenverhältnisse mit zu der Entwicklung beigetragen haben – vor allem im Bereich Familienplanung. „Das wird sich nach und nach ändern.“