Mülheim/Düsseldorf. Nach dem Tanklaster-Unfall auf der A40 kann die Polizei den Lkw-Fahrer festnehmen. Der Mann wollte von Düsseldorf ins türkische Antalya fliegen.
Beamte der Bundespolizei haben am Düsseldorfer Flughafen den Lkw-Fahrer festgenommen, der im vergangenen Herbst mit einem Tanklaster einen verhängnisvollen Unfall auf der A40 bei Mülheim verursacht haben soll. Der seit dem Vorfall flüchtige Mann wollte in die Türkei fliegen. Er hatte eine Woche Urlaub bei Antalya gebucht und war laut Bundespolizei bei der Grenzkontrolle aufgefallen. Die Festnahme erfolgte bereits am Montagvormittag. Bekannt wurde sie am Dienstag.
Der 42-jährige deutsche Staatsbürger wurde seit Februar dieses Jahres auch mit einem vom Amtsgericht Mülheim erlassenen Haftbefehl gesucht. Ein Haftrichter hat nach der Festnahme inzwischen Untersuchungshaft gegen den Mann angeordnet, der offenbar trotz familiärer Bindungen und einer festen Adresse fast ein Jahr lang abgetaucht und für die Ermittlungsbehörden nicht erreichbar war. Dem Lkw-Fahrer wirft die Staatsanwaltschaft Gefährdung des Straßenverkehrs, fahrlässige Körperverletzung und fahrlässige Brandstiftung vor. Ein weiterer Autofahrer war bei dem Unfall schwer verletzt worden.
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus abgetaucht
Zum Unfallzeitpunkt am 17. September 2020 gegen 13.30 Uhr war der für eine Essener Spedition fahrende Mann betrunken, so ergab es später eine Blutprobe. Genauere Angaben zum Alkoholisierungszustand haben die Behörden bislang nicht gemacht, der soll aber „im Bereich der absoluten Fahruntüchtigkeit“ gelegen haben sein, also über 1,1 Promille.
Das gilt als Ursache für einen Fahrfehler, der den schweren Crash auslöste. Der damals 41-Jährige war nach dem Unfall selbst mit schweren Verletzungen in einem Krankenhaus behandelt worden. Nach der Entlassung tauchte er unter. „An seiner Meldeanschrift in Essen hielt er sich seit dem Tag der Tat nicht mehr auf“, heißt es in einer Mitteilung der Bundespolizei über die Festnahme.
Schaden im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich
Der Fahrbahnbelag der A40, vor allem aber mehrere Bahnbrücken zwischen Mülheim und Oberhausen waren durch die Hitze und die Flammen durch den Großbrand nach dem Crash schwer beschädigt worden. Der Laster hatte tausende Liter Kraftstoff geladen, die sich entzündet und in einer enormen Rauchwolke entladen hatten. An der Unfallstelle hat die Deutsche Bahn erst am vergangenen Wochenende ihre letzte große Bauphase abgeschlossen - zum wiederholten Male waren Zugstrecke und Autobahn dafür gesperrt worden. In den nächsten Tagen müssen noch Schienen, Schotter und Schwellen verlegt und die Oberleitungsanlage neu angeschlossen werden. Erst dann kann der Zugverkehr wieder völlig reibungslos fließen.
Dem Mann dürften nicht nur strafrechtliche Konsequenzen drohen, sondern auch Regress-Ansprüche. Die Deutsche Bahn kalkulierte für die bei dem Unfall entstandenen Schäden und für deren Behebung mit einer Summe im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Auch dafür wird sich der Lkw-Fahrer verantworten müssen. Mit einer „empfindlichen Freiheitsstrafe“ habe er in jedem Fall zu rechnen, so die Polizei.
Update 31. August: Der Lkw-Fahrer ist wieder auf freiem Fuß. Bei einen Haftprüfungstermin am Freitag, vier Tage nach der Festnahme, sei der Haftbefehl gegen Auflagen außer Vollzug gesetzt worden, bestätigte eine Sprecherin der Duisburger Staatsanwaltschaft. Der Mann müsse sich jetzt dreimal in der Woche bei der Polizei melden. Nach Angaben seines Anwalts macht der 42-Jährige von seinem Schweigerecht Gebrauch.