Mülheim. . Der kleine Tierpark am Witthausbusch hat eine 50-jährige Geschichte und kommt bis heute bei Familien gut an. Fotoapparate, Videokameras, Smartphones halten den Auftritt von Kindern und Tieren fest. Der Vorläufer entstand in den 1930er Jahren.
Es zwitschert, fiepst, gurrt, gackert, piept und kräht; es lacht und jauchzt, jubelt und quietscht. Schwer zu sagen, wer hier die beeindruckendere Geräuschkulisse schafft: Tiere oder Kinder? Die Bühne dieses akustischen Schauspiels bildet der Streichelzoo im Witthausbusch, an diesem goldenen Novembertag offenbar bevorzugtes Ausflugsziel für Familien.
Da man danach sucht, findet sich natürlich niemand, der davon erzählen könnte – aber der Streichelzoo und das nahe Wildtiergehege blicken mittlerweile auf eine 50-jährige Geschichte zurück. Vorläufer der heutigen Anlage in Form eines Kleintiergeheges lassen sich nach Recherchen des Künstlers Helmut Kottkamp sogar bis in die 1930er Jahre zurückverfolgen.
Im Zweiten Weltkrieg zerstört
Zwar wurde es im Zweiten Weltkrieg zerstört, aber 1954 wieder aufgebaut. In den 1960ern schließlich kamen dann die Stallungen dazu, die dem Mini-Zoo sein heutiges Gepräge gaben. So lange kommt Gisela Topp zwar noch nicht in den Park, doch „zehn Jahre sind es mittlerweile schon“, sagt sie. Obwohl ihr Besuch heute der erste seit dem verheerenden Pfingststurm Ela ist und sie zuerst fassungslos war, als sie überall noch Elas Spuren entdeckte, genießt sie mittlerweile das sonnige Wetter, die Atmosphäre, die Tiere. Nur der „Rummel“, der ist ihr heute etwas viel.
Tatsächlich scheinen minütlich neue Besucher anzukommen, um die vielen verschiedenen Tierarten, manche davon sind vom Aussterben bedroht, zu bestaunen. Fotoapparate, Videokameras, Smartphones halten den Auftritt von Kindern und Tieren fest, an der Vogelvoliere fachsimpelt ein Mann über Zebrafinken. „Solche hatte ich ja auch mal.“
Zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen
Der „Arche-Park Tiergehege Witthausbusch“ wurde am 3. Februar von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) anerkannt.
Damit ist er der erste Arche-Park in NRW und erfüllt einen Informations- und Bildungsauftrag zur Haustierhaltung, Landwirtschaft und Ernährung.
Die Anlage wird von der Mülheimer Bürgerstiftung und deren Verein „Tierfreunde Witthausbusch“ betrieben. Geöffnet ist der Streichelzoo täglich von 10 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei.
Tiere füttern
Vor dem Kleintiergehege bewundern Besucher den eindrucksvollen Bartwuchs eines Ziegenbocks: „Das ist mal eine Frisur. . .“ Die Tiere wollen allerdings weniger als Kuriosität betrachtet sondern lieber gefüttert werden. Weil der Futterautomat defekt ist, stößt das mitgebrachte Futter auf umso größeres Interesse: Der Afrikanischen Zwergziege, dem Walliser Schwarznasenschaf, der Thüringer Waldziege, der Weißen Gehörnten Heidschnucke, der Asiatischen Laufente und ihren zahlreichen Mitbewohnern scheint der Appetit nicht auszugehen: Tapsige Kinderhände verfüttern Möhrenscheiben, Brotkanten, Gurkenschnipsel und sogar herbstlich gefärbtes Laub und vom ganzen Füttern und beim Futtern zuschauen bekommen Kinder und Erwachsene plötzlich selbst Hunger.
Verpflegung für zwischendurch
Bei den kasachischen Schwestern Valentina Woeschenko und Irina Baskatov geht eine heiße Waffel nach der anderen über die Theke. Die beiden Frauen können keine Sekunde verschnaufen, nehmen jede Bestellung aber mit solcher Herzlichkeit entgegen, dass man sich gerne länger mit ihnen unterhalten würde – doch die Schlange vor dem Kiosk wird ja auch nicht kürzer. Zeit für einen Gang durch den Park bleibt den Schwestern meist nicht, sie begnügen sich mit dem Blick durch ihr Kioskfenster, wenn nicht gerade hungrige Besucher im Bild stehen.
Das Bild, das sich ihnen sonst bietet, hat sich in den vergangenen 50 Jahren mehrfach verändert: Gebäude wurden errichtet und erneuert, überdachte Sitzgelegenheiten sind entstanden, Zäune sind gezogen worden, man hat Rasen verlegt und Sträucher gepflanzt. Denn es soll noch lange nicht aufhören: das Gurren und Gackern, das Jubeln und Jauchzen im Witthausbusch.