Mülheim. . Während die Stadt Mülheim für die Straßenbäume Millionen veranschlagt, sind die Schäden in den Waldgebieten, etwa im Witthausbusch, aus finanzieller Sicht geringer. Die Lücken muss allerdings die Natur schließen.
Der Wald hat schwer gelitten durch den Orkan – man sieht es am Witthausbusch, zum Beispiel. Die Sonne brennt auf Wege, die zuvor im tiefen Schatten lagen. Überall liegen umgestürzte Bäume im Wald, dicke Stämme hat „Ela“ einfach abgedreht in fünf, sechs Metern Höhe, den Stamm zersplittert zurückgelassen „Das waren 160 Jahre alte Buchen, das tut einem Förster richtig weh“, sagt Dietrich Pfaff, Mülheims oberster Forstmann, beim Rundgang durch teils geräumte Wege.
Die Wälder, auch der Witthausbusch, sind noch immer gesperrt für die Bürger, auch da, wo kein Flatterband weht. Es ist zu gefährlich, es wird immer noch aufgeräumt, teils mit schwerem Gerät. Dennoch drängt es die Bürger trotz Verbots in den Wald, weiß Pfaff „unsere Absperrungen werden weggeräumt.“ Vier bis sechs Wochen lang dürften sich die Aufräumarbeiten noch hinziehen in den Mülheimer Wäldern.
Mitarbeiter eines Ratinger Unternehmens türmen derzeit die zersägten Stämme aufeinander an der Wiese Virchowstraße/Ecke Semmelweisstraße. Den Schaden insgesamt kann Oberförster Pfaff nur schätzen. „Im schlimmsten Fall sind es 400.000 Euro.“ Festmeter Holz machen das ganze Ausmaß sichtbar: 200 werden es wohl werden, allein im Witthausbusch, insgesamt möglicherweise 2000 Festmeter. 1000 Hektar Wald hat Mülheim.
Auf der Stilllegungsfläche nimmt die Natur ihren Lauf
Das minderwertige Holz wird zerhäckselt und an ein Blockheizkraftwerk verkauft; Stämme, die nicht gesplittert sind, gehen in die Holzindustrie. Der geschätzte Schaden im Wald – der Erlös aus dem Altholz ist schon eingepreist – nimmt sich gering aus, setzt man die 22 Millionen Euro dagegen, die die Stadt für 20.000 verlorene Stadtbäume veranschlagt. Auf Straßen und Gehwegen sollen schließlich neue Bäume gepflanzt werden, die Baumscheibe muss bearbeitet und Asphaltschäden beseitigt werden. Im Wald wird nicht aufgeforstet, nur aufgeräumt.
Und die Natur hilft sich selbst, sie verjüngt sich. Wo der alte Baum stand und das Licht allein in Anspruch nahm, kann sich jetzt der jüngere entwickeln. Natürlich dauert das – Jahre bis Jahrzehnte. „Es gibt auch Bereiche, wo wir nichts machen“, erklärt Umweltdezernent Peter Vermeulen. Auf den 84 Hektar Stilllegungsfläche in Mülheim, die seit 17, 18 Jahren nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt werden und teilweise unter Naturschutz stehen, nimmt die Natur ihren Lauf, darf der umgekippte Baum liegen bleiben und verrotten. So sollen weitere Waldbiotope entstehen. Dort galt übrigens schon vor „Ela“ absolutes Betretungsverbot. „Und damit“, weiß Vermeulen, „haben sich die Mülheimer immer schwer getan“.
Das Land will Schadenszahlen sehen
Eine Schadensbilanz, eine abschließende Betrachtung ist noch gar nicht möglich, betont die Stadt. Doch das Land will, für den anzulegenden Hilfsfonds, bis Ende nächster Woche Zahlen sehen. „Wir werden das so gut es geht abschätzen“, sagt Ulrike Marx, die Schadenskoordinatorin. Derzeit sind es 29,2 Millionen Euro, darunter 22 Millionen für 22.000 Straßenbäume, 1,5 Millionen für Infrastruktur, Parks und Spielplätze; 1,1 Millionen für Friedhöfe, 0,9 Millionen für die MVG; 400.000 Euro für die Waldgebiete. Hinzu kommen noch die Gebäudeschäden.
Verkehrssicher gemacht werden jetzt Straßen, Wege, Grundstücksgrenzen, die durch Waldgebiete führen, 102 Kilometer insgesamt. Auch werden Bäume fallen, denen Ela „nur“ die Krone zerzaust hat. „Sie regenerieren sich nicht“, erläutert Oberförster Pfaff. Nimmt man alle Reit- und Wanderwege Mülheims, kommt man auf ein Vielfaches an Kilometern. Das Betreten des Waldes geschieht übrigens immer auf eigenes Risiko. Das ist derzeit wesentlich höher. Herabfallende Äste können noch länger gefährlich werden.