Mülheim. Die Polizeibeamtin Brigitte Niebuhr warnte Senioren bei einer Veranstaltung in Mülheim vor Tricktätern. Diese lassen sich jeden Tag neue Geschichten einfallen, um ihre Opfer einzuwickeln. Misstrauisch bleiben, empfiehlt die Expertin.

Brigitte Niebuhr weiß, wovon sie spricht: Seit vielen Jahren arbeitet die 59-jährige Polizeibeamtin in der Abteilung „Kriminalprävention und Opferschutz“, und sie fand auch vor dem vielköpfigen Publikum in der Evangelischen Kirchengemeinde Heißen den richtigen Ton. Launig führte sie in ein sehr ernstes Thema ein: „Kriminalität zum Nachteil älterer Menschen“ nennt das die Polizei ein bisschen sperrig.

Dahinter verbergen sich aber Straftaten, mit der die Polizei täglich in fast allen Stadtteilen zu tun hat: Enkeltrick, Wasserwerkertrick, Zetteltrick, Geldwechseltrick, und und und. Fremde, die nach dem Weg fragen, und plötzlich fehlt die Goldkette, die Börse. Fremde, die sich als Bekannte ausgeben, des verstorbenen Mannes etwa, und nur im Sinn haben, das Opfer zu bestehlen. Fremde, die am Telefon behaupten, das Kind sei verunglückt, die Operation koste Geld. Oder ein Unfall sei geschehen, und es müsse sofort eine hohe Summe gezahlt werden.

Wer hereinfällt, ist nicht dumm

Bei etlichen Beispielen brummelt es Zustimmung im Publikum. Erlebt hat den einen oder anderen Versuch der Tricktäter sicher schon so mancher der überwiegend älteren Zuhörer, die sich beim dienstäglichen Frühstücksbuffet im Gemeindehaus getroffen haben. „Sie wissen das alles“, sagt Brigitte Niebuhr. Manchmal, in den vertrauten Wänden, wenn man allein zu Hause ist und niemand da, den man fragen könne, werde aber doch ganz anders gehandelt. Die Tür wird geöffnet, der, die Fremde wird in die Wohnung gelassen, was er oder sie sagt, wird geglaubt.

Wer auf solche Tricks hereingefallen ist, das macht Frau Niebuhr klar, ist nicht dement und bestimmt auch nicht dumm. „Auch ich“, betont sie, „würde meine Hand nicht für mich ins Feuer legen.“ Die Gegenseite sei ja äußerst trickreich, gut geschult darin, die Opfer um Geld und Schmuck zu erleichtern, und: „Die machen das jeden Tag. Sie haben eine gute Menschenkenntnis.“ Tricktäter erfinden immer wieder andere, neue Geschichten. Bis mal eine dabei ist, die bei einem bestimmten Opfer dann alle Vorsicht fahren lässt.

Nett sein, wo es angebracht ist

Brigitte Niebuhr eröffnet kein Schreckensszenario, bei dem man sich nicht mehr vor die Tür wagt. Sie bittet ihre Zuhörerschaft nur um mehr Vorsicht, mehr Aufmerksamkeit: Lassen Sie die Tür im Zweifel zu, wenn ein Fremder davor steht. Gehen Sie weiter, wenn Fremde Sie auf der Straße ansprechen oder mehrere Personen aus dem Auto heraus nach dem Weg (gern zum Krankenhaus) fragen! „Lassen Sie nicht zu, dass Fremde Ihnen auf die Pelle rücken!“

Polizeibeamte beraten Bürger

Brigitte Niebuhr und ihre Kollegen vom Kommissariat Vorbeugung und Opferschutz referieren auf Einladung vor Gruppen. 0201/829-5456.

Das Kommissariat für Kriminalprävention, Polizeipräsidium Essen, Büscherstr. 2-6, berät in Sachen Einbruchschutz: di. – do., 9 - 15, jeden 1. Samstag, 9-14 Uhr. 0201/829-4444.

Gerade die freundlichen, hilfsbereiten Personen würden häufig von Tricktätern ausgenutzt, weiß Brigitte Niebuhr, die mit ihrer direkten, persönlichen Ansprache beim Publikum ankommt: „Lernen Sie, nein zu sagen“, fordert sie auf. „Sie müssen nicht zu jedem nett sein.“

Die Polizeibeamtin rät, keine hohen Geldbeträge zu Hause zu verwahren – Einbrecher und Trickdiebe kennen alle Verstecke. Vor allem die Damen sollten überlegen, ob sie wirklich immer eine Handtasche dabei haben müssten: Eine Einladung für Taschendiebe, nicht nur auf dem Weihnachtsmarkt.