Mülheim. . Die Telefonseelsorge feiert ihren runden Geburtstag in der Kath. Akademie „Die Wolfsburg“. In Mülheim werden auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter ausgebildet. Bei der Telefonseelsorge verzeichnen die Mitarbeiter von Jahr zu Jahr mehr Anrufe. 24 000waren es in 2013.
Von den 40 Jahren, die die Telefonseelsorge in diesem Jahr besteht, ist die freundliche Mülheimerin elf Jahre dabei. Damit ist die Frau, die wie ihre 119 Kolleginnen und Kollegen anonym bleibt, ein typisches Beispiel: Die meisten der Ehrenamtler, zwei Drittel davon sind weiblich, bleiben im Schnitt zehn Jahre, sagt Olaf Meier. „Wir brauchen die Langstreckenläufer“, betont der Leiter der Telefonseelsorge, die von Duisburg aus die Anrufer aus Mülheim und Oberhausen mit versorgt.
Und er lobt seine ehrenamtlichen Mitarbeiter, die den Dienst am Nächsten rund um die Uhr erst möglich machen. Dass er nötig war, ist und bleibt, zeigt die steigende Zahl der Anrufe: Rund 20.000 waren es in 2012, im vergangenen Jahr schon 24.000.
40. Jubiläums-Fest in der „Wolfsburg“
Wenn sich die vielen ehrenamtlichen und die wenigen hauptamtlichen Mitarbeiter mit Vertretern beider Kirchen – die die Telefonseelsorge finanzieren – am Freitag mit geladenen Gästen zum 40. Jubiläums-Fest in der „Wolfsburg“ treffen, werden für viele Erinnerungen wach werden an die intensive Ausbildung, die in der Kath. Akademie stattfand, den Zusammenhalt in der Gruppe, der bis heute anhält. „Ich habe“, sagt die Mitarbeiterin aus Mülheim, „meine Bewerbung bis heute nicht bereut.“
Neuer Ausbildungskurs beginnt im Frühjahr 2015
Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr besetzt unter 0800 1110111 oder 0800 1110222.
120 Ehrenamtliche, die nebenberuflich qualifiziert wurden, leisten pro Jahr 36 Dienste zu je vier Stunden am Telefon.
Die Mailberatung ist über das Formular auf www.telefonseelsorge.de zu erreichen.
Neue Ehrenamtler werden im Frühjahr 2015 ausgebildet. Info unter: 0203 22657.
Obwohl die Arbeit auch belasten kann, man manches mit nach Hause nimmt. Doch es gibt monatlich die Supervision, eine Beratung für die Mitarbeiter, die jederzeit bei den Hauptamtlichen Rat suchen können. „Die Arbeit bei der Telefonseelsorge macht demütig“, sagt die Mülheimerin, die große Hochachtung vor den Menschen und ihren oft so schwierigen Lebenssituationen hat. Jeder Anrufer bleibt anonym, Kosten entstehen für ihn oder sie nicht. Die Mitarbeiter der Telefonseelsorge hören zu. Sie urteilen nicht, geben keine Ratschläge, sie halten die Krise mit aus, sie tragen des anderen Last mit, damit das Leben etwas leichter fällt.
Kosten für die Telefonseelsorge
Die Kosten für die Telefonseelsorge habe, betont Superintendent Helmut Hitzbleck, bei allen Spardiskussionen, „nie zur Debatte gestanden“. 320.000 € kostet das Angebot die Kirchen im Jahr; 260.000 € werden aus der Kirchensteuer, der Rest aus Spenden aufgebracht.
Ohne die Ehrenamtler sei diese seelsorgerische Aufgabe gar nicht finanzierbar. Sein katholischer Kollege, Stadtdechant Michael Janßen, zitiert Papst Franziskus: „Seid nah bei den Menschen, seid nah bei den Lebenssituationen.“ Als Seelsorger weiß er, dass die seelische Not oft so groß ist, dass man „von jetzt auf gleich“ da sein müsse für die Menschen in Krisen. Und das leistet die Telefonseelsorge rund um die Uhr. Die Sorgen am Telefon sind dabei oft ganz weltlicher Natur: „Es rufen viele Hartz IV-Empfänger an, die sich schämen“, weiß die Mülheimer Mitarbeiterin. „Diese Leute erfahren keine Wertschätzung mehr.“ Das gilt auch für viele Einsame, die an manchen Tagen nur mit der Telefonseelsorge reden können.