Mülheim. . Die Telefonseelsorge Duisburg Mülheim Oberhausen besteht nun seit 40 Jahren. Anrufer beklagen immer häufiger Armut und Arbeitslosigkeit. Ehrenamtliche hören sich die Probleme an und bieten Hilfestellung.

Der Ursprung zur Telefonseelsorge kommt aus England. Nach dem Selbstmord eines Gemeindemitglieds annoncierte ein Londoner Pfarrer: „Rufen Sie mich an, bevor sie sich umbringen.“ Auch in Duisburg existiert die Telefonseelsorge mittlerweile seit 40 Jahren. Ihr wichtigster Schlüssel ist die Anonymität.

„Die Telefonseelsorge ist eine Erfolgsgeschichte“, sagt Pfarrer Armin Schneider, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg, und fügt schnell an: „Natürlich nicht, weil sie wegen der Sorgen schon so lange benötigt wird, sondern weil wir sie seit 40 Jahren anbieten können. Das verdanken wir den vielen ehrenamtlichen Beratern.“ Maria W. und Angelika K. (*Namen geändert) sind zwei von 120 ehrenamtlichen Beratern, die derzeit für die Telefonseelsorge aktiv sind. „In den Gesprächen geht es nicht immer nur um Suizid. Es geht um Einsamkeit, Eheprobleme oder Erziehungsfragen“, erzählt Maria W..

Kostenlose Hotline ist 24 Stunden besetzt

Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr unter 0800 1110111 oder 0800 1110222 erreichbar. Dreimal im Monat betreuen Ehrenamtliche für je vier Stunden die kostenlose Hotline.

Seit 1997 wird zudem eine Mailberatung angeboten. Informationen gibt es unter www.telefonseelsorge.de. 120 Ehrenamtler, davon 85 % Frauen, kommunizieren mit Ratsuchenden.

Berater werden regelmäßig geschult

Die Berater (knapp 85 Prozent von ihnen sind Frauen) werden regelmäßig geschult. Dabei geht es um Gesprächsstrukturen oder konkrete Themen, wie zum Beispiel Gewalt. „Wir wollen die Ehrenamtlichen begleiten und nicht alleine lassen“, erklärt Rosemarie Schettler, Leiterin der Krisenbegleitung. Die Telefonseelsorge wird von den evangelischen Kirchenkreisen Mülheim, Duisburg und Oberhausen, sowie dem Katholischen Bistum Essen finanziert.

„Wir sind ökumenisch. Bei den Beratungen spielt Religion keine Rolle. Da geht es um die Probleme“, unterstreicht der Leiter der Telefonseelsorge Olaf Meier. Von Beginn an wurde die Seelsorge von den drei Städten Mülheim, Oberhausen und Duisburg gemeinsam angeboten. In ihrer Geschichte sind bislang 720.000 Anrufe eingegangen (rund 20.000 in 2013). Nicht jeder Anruf führt auch zu einem Gespräch. „Manchmal legen die Leute auf, wenn sie am anderen Ende eine Stimme hören. Einmal hat sich jemand erst nach über 20 Anrufen getraut zu sprechen“, berichtet Maria W..

Der wichtigste Schlüssel ist die Anonymität. Berater und Anrufer bleiben komplett anonym. Die Nummer des Anrufers taucht genauso wenig auf dem Display auf, wie die Nummer der Seelsorge auf der Einzelabrechnung. Der Sitz der Einrichtung hat kein Klingelschild. „Die Leute reden mit uns auch über schambehaftete Probleme wie ihre Sexualität. Da ist Anonymität hilfreich“, erläutert Angelika K., die bei den Anrufen einen deutlichen Trend ausgemacht hat. „Es werden immer mehr. Armut und Arbeitslosigkeit spielt eine stärkere Rolle, als noch vor zehn Jahren“, bilanziert sie.