Mülheim. Was wird aus den fünf Tengelmann-Märkten in Mülheim? Wie das komplette Supermarktgeschäft sollen auch die Mülheimer Filialen von Edeka übernommen werden. Ob sich für diese aber selbstständige Betreiber finden werden, ist ebenso fraglich wie die Zustimmung des Kartellamtes zum Verkauf.

Nach dem Donnerhall der Tengelmann-Ankündigung, das komplette Supermarktgeschäft Ende Juni 2015 in die Hände von Edeka geben zu wollen, ist das letzte Kapitel in einem Stück der Mülheimer Wirtschaftsgeschichte aufgeschlagen. Was wird aus den fünf Tengelmann-Märkten in Mülheim? Und welche Rolle könnte das Kartellamt in dieser Frage einnehmen? Der Versuch einer Annäherung.

125 Mitarbeiter beschäftigt Tengelmann aktuell in seinen Märkten im Rhein-Ruhr-Zentrum, an der Steinkampstraße in Styrum, im Klimamarkt an der Wissollstraße in Speldorf, an der Zeppelinstraße in Holthausen und im Saarncenter an der Düsseldorfer Straße. Haben die Märkte und Mitarbeiter eine Zukunft? Zwar hat Edeka als potenzieller Käufer am Dienstag für sie „die Chance auf Selbstständigkeit“ ausgerufen, doch wer weiß, ob sich für das Geschäftsmodell des Hamburger Unternehmens Interessenten finden, die die Tengelmann- als Edeka-Geschäfte weiterführen wollen?

Kartellamt als hohe Hürde

Falk Paschmann, Inhaber der gleichnamigen Edeka-Märkte in Mülheim, ist skeptisch. Alleine deshalb, weil die Verkaufsflächen, die Tengelmann in seinen Mülheimer Märkten vorhalte, „nicht zeitgemäß“ seien, sprich: zu klein. Selbst Discounter gingen heute schon auf Flächen von 1200 m2, für einen modernen Edeka-Markt seien 2000 m2 Standard, um eine vom Kunden gewünschte Sortimentsvielfalt darbieten zu können. Beispiel Saarncenter: Im SWB-Bau belegt Tengelmann gerade einmal 1150 m2 Fläche, war zuletzt selbst entschlossen, in direkter Nähe einen neuen, dann größeren Markt zu bauen. Für den Markt in Styrum hat Tengelmann schon die Schließung angekündigt, ein Termin stand aber auch gestern noch nicht fest. Die Frage wird sein: Welche Märkte passen ins Edeka-Konzept der Selbstständigen?

Viel grundsätzlicher aber ist die Frage, ob das Kartellamt den Deal zwischen Tengelmann und Edeka überhaupt abwinkt. Erst am 24. September hat die Wettbewerbsbehörde eine Untersuchung zum hohen Konzentrationsgrad im deutschen Lebensmitteleinzelhandel veröffentlicht und mit Blick auf die großen Vier (Edeka, Rewe, Schwarz-Gruppe mit Lidl, Aldi) eine scharfe Fusionskontrolle angekündigt. Während Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub glaubt, dass der Verkauf seiner 451 Geschäfte bei einem Marktanteil von nur 0,6 % die Konzentration im Markt nicht merklich vorantreibe und zu genehmigen sei, kündigen die Wettbewerbshüter eine „intensive Prüfung“ an. „Das Kartellamt wird mit Sicherheit Einschränkungen machen, wenn es den Verkauf nicht gar komplett ablehnt“, glaubt Edeka-Händler Falk Paschmann. Es sei aktuell jedenfalls viel zu früh, über ein eigenes Engagement in Tengelmann-Märkten nachzudenken.