Im Juli erst hatte Tengelmann den kleinen Supermarkt an der Leineweberstraße geschlossen. Er sei seit Jahren defizitär, hieß es. Die Beschäftigten wurden auf andere Filialen verteilt, die als gesichert galten. Jetzt müssen sie und ihre Kollegen erneut um ihre Jobs und ihre Zukunft bangen. Denn die Schließung an der Leineweberstraße war nur das Vorspiel zu einem viel Schlag, zu der Handelskonzern gestern in Speldorf ausholte. Das Unternehmen, das auf eine 150 Jahre lange Tradition zurückblicken kann, trennt sich komplett von seiner seit Jahren kriselnden Supermarkttochter, die an rund 450 Standorten mit 16000 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,8 Milliarden macht.

Zu einem gestern nicht genannten Preis geht das Geschäft an den Rivalen Edeka. Allerdings muss das Bundeskartellamt diesem Deal zustimmen, was keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist. Die Wettbewerbshüter hatten erst vor einigen Wochen durchblicken lassen, dass sie angesichts der hohen Markkonzentration im Lebensmittelhandel jeden Erwerb eines Lebensmitteleinzelhändlers durch die Platzhirsche wie Rewe oder Edeka einer minutiösen Prüfung unterziehen werden. Zumindest Auflagen erscheinen möglich. Um die Zukunft bangen müssen vor allem aber auch die Mitarbeiter in der Verwaltung in Speldorf. Schon zwei Mal haben sie, zumindest als Beobachter, erlebt, was ein solcher Verkauf bedeuten kann: Als sich vor gut zehn Jahren Tengelmann von Wissoll trennte; 2007 wurde dann Plus verkauft – an Edeka, die 85 Porzent an Netto halten.