Mülheim. Am heutigen Welttag für menschenwürdige Arbeit erinnern die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und die Gewerkschaft Verdi an Missstände vor der eigenen Haustür. Negativ-Beispiele gibt es auch in Mülheim.

Arbeitnehmerrechte, soziale Absicherung und existenzsichernde Einkommen – dafür setzen sich sowohl die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) als auch die Gewerkschaft Verdi ein – nicht nur, aber auch am Welttag für menschenwürdige Arbeit, der am 7. Oktober begangen wird. Dabei müsse man gar nicht nur an Billiglohnländern denken, schon vor der eigenen Haustür ließen sich Beispiele für Missstände finden, sagt Günter Wolf, stellvertretender Bezirksgeschäftsführer des Verdi-Bezirks Mülheim-Oberhausen. „Erst kürzlich haben wir einen Konflikt mit einem Arbeitgeber in Mülheim ausgetragen, der die Mitarbeiter seines Getränkehandels mit fünf Euro in der Stunde abspeisen wollte“, nennt Wolf ein Beispiel.

Aber auch in anderen Branchen als dem Einzelhandel liege arbeitsrechtlich einiges im Argen, so der Verdi-Vertreter und weiter: „Auf dem industriellen Sektor etwa wird häufig die Höchstarbeitszeit von 48 Stunden ausgenutzt oder auf Schichtarbeit bestanden.“ Da baue mancher seinen Lebensstandard auf Überstunden auf, ohne sich Ruhephasen zu gönnen. „Das rächt sich gesundheitlich irgendwann“, warnt Günter Wolf.

„Gute Arbeit – um Gottes Willen!“

Herrmann Meßmann, Vorsitzender der KAB in Mülheim, fügt hinzu: „Wer die Augen vor den Realitäten der internationalen Arbeitswelt nicht verschließt, erlebt fast täglich die gesundheitsgefährdenden oder tödlichen Arbeitsbedingungen der Textilarbeiterinnen in den Schwellenländern, die Ausbeutung von Kindern als Grundlage für maximalen Profit oder auch die Arbeits- und Lebensbedingungen von Arbeitsmigranten auf europäischen Baustellen oder in Schlachthöfen. Menschenwürdige Arbeit ist das alles nicht.“

Gemeinsam mit dem Schirmherrn der Essener KAB-Kampagne „Gute Arbeit – um Gottes Willen!“, Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck, bekräftigt die KAB ihre Haltung, dass Arbeit Würde geben muss. Herrmann Meßmann kritisiert, dass die transnationale Arbeitsteilung und die Transnationalisierung von Unternehmen und Produktion nicht zu einem Mehr an Würde für die Menschen in Arbeit geführt habe. Der Mülheimer KAB-Vorsitzende fordert: „Menschenwürdige Arbeit und menschenwürdige Arbeits- und Produktionsbedingungen lassen Arbeitnehmern ihre Würde und sorgen dafür, dass Menschen in der Arbeit Subjekte bleiben und nicht zu Objekten degradiert werden.“