Die 320 Mitarbeiter der Karstadt-Arkaden im Rhein-Ruhr-Zentrum müssen wieder um ihre Zukunft bangen. Bereits am Donnerstag hat sich in Essen der Gesamtbetriebsrat mit der Geschäftsführung zu einer Sondersitzung getroffen. „Erneut muss an der Kostenschraube gedreht werden“, heißt es in einer gestern versandten Mitteilung der Belegschaftsvertretung, in der von einer heftigen Sitzung die Rede ist, in der die Betriebsräte ihre große Enttäuschung über die Gesamtsituation dem Management vermittelt haben. Die Nachricht, dass Eigentümer Nicolas Berggruen mit der Signa-Gruppe angeblich über den Verkauf verhandelt, war da noch gar nicht bekannt.
„Die Situation ist Besorgnis erregend“, sagte Mülheims Verdi-Chefin Henrike Greven auf Anfrage. Die Hoffnungen, die die Belegschaft in Berggruen gesetzt hatte, als der vor vier Jahren den in die Insolvenz geratenen Handelskonzern übernommen und die Sanierung versprochen hatte, sind bereits seit Montag auf das Bitterste enttäuscht worden. Da hatte nach nur wenigen Monaten Konzern-Chefin Eva-Lotta Sjöstedt mit deutlichen Worten ihren Rücktritt erklärt. Bitter für die Mitarbeiter ist es vor allem auch deshalb, weil sie in den vergangenen zehn Jahren über vier Sanierungstarifverträge immer wieder auf Löhne verzichtet haben. Bundesweit summiert sich dieser Verzicht nach Gewerkschaftsangaben auf 700 Millionen Euro. Ausreichende Investitionen durch den Mehrheitseigentümer Berggruen sind aber ausgeblieben.
Allein am Rhein-Ruhr-Zentrum ist die Belegschaft seit 2009 sozialverträglich von 500 auf 320 Mitarbeiter reduziert worden. Vor 40 Jahren, zur Hochzeit des Modells Warenhaus, waren es mal 1200.
Die Mehrheitsanteile an den Sport- und Premiumhäusern hatte Berggruen bereits im Vorjahr an die österreichische Signa-Gruppe verkauft. Da Signa im Immobilien- und nicht im Warenhausgeschäft tätig ist, befürchtet Greven, dass sich Signa „die Sahnestücke in den hoch attraktiven Lagen“ aussucht, um daraus Profit zu schlagen. Auch Mülheim? Aus Grevens Sicht zählten die Karstadt-Arkaden sicher nicht zu den ersten Häusern, die von einer Schließung bedroht sind. Sicherheitshalber appelliert die Gewerkschafterin aber an die Konsumenten, bei Karstadt zu kaufen, um so Beschäftigung zu sichern.