Mülheim. . In Mülheim-Speldorf schwelt ein Konflikt zwischen dem Landesligaverein VfB Speldorf und den Bürgern des Stadtteils. Die Anwohner klagen über Lärm, Parkplatznot und Fans, die wild in die Gegend urinieren. Jetzt gibt es Auflagen – und Kontrollen bei den zwölf Heimspielen in der Saison.

Dicht gefüllt ist am Montagabend die Vereinsgaststätte des VfB Speldorf an der Saarner Straße. Längst nicht alle bekommen einen Sitzplatz. Das Thema erhitzt die Gemüter: Wie laut darf Fußball sein?

Der VfB spielt mitten im Wohngebiet, so wie es früher an vielen Orten üblich war. Heute überwiegt das Bedürfnis nach Ruhe. „Die Beschallung durch die Lautsprecher ist enorm“, klagt ein Anwohner. Von Lärm bis in den späten Abend berichtet eine Anwohnerin. Ein Bürger schildert die Parkplatznot, wenn Fußballspiele stattfinden. „Wir und unsere Gäste finden keinen Parkplatz mehr im Umfeld, alles ist dicht.“ Und dann bringen die Anwohner auch noch ein drittes Problem zur Sprache: Fans urinierten in Vorgärten, an Hauswände. Dicke Luft in Speldorf. Es sind junge Frauen wie ältere Herren, die sich aufregen. Und es gibt jene, die sich fragen: Ist das wirklich so schlimm – bei zwölf Heimspielen und fünf Turniertagen im Jahr?

Mülheimer Sport-Service hat den Konflikt längst erkannt

Seitdem der VfB aus dem modernisierten, aber auch ungeliebten Ruhrstadion in Styrum an die Saarner Straße nach Speldorf zurückgekehrt ist, gibt es in der Anwohnerschaft Sorgen. Vereinsvorstand Klaus Wörsdörfer wirbt um Unterstützung für den ranghöchsten Mülheimer Fußballverein, der nach seiner Erwartung mit rund 200 ­Zuschauern pro Spiel rechnet.

Der Mülheimer Sport-Service hat den Konflikt längst erkannt und einen Gutachter, die Firma Accon aus Köln, damit beauftragt, festzustellen, ob der VfB für die Umgebung zu laut ist. Bei deren Berechnungen wurden 350 Zuschauer zugrunde gelegt. Das Ergebnis: Die Grenzwerte werden unterschritten oder nur so leicht überschritten, „dass es zu vernachlässigen ist“, so die Leiterin des Mülheimer Sport-Service, Martina Ellerwald.

Ein Miteinander muss auch in Wohngebieten möglich sein

Damit das so bleibt, hat die Stadt dem Verein gleich eine ganze Reihe von Auflagen gemacht: Trommeln und Fanfaren, wie sie in Fußballstadien üblich sind – in Speldorf sind sie verboten. Zwischen 13 und 15 Uhr darf nicht gespielt werden. Musik vorher und nachher oder zur Untermalung bei Toren – verboten. Über Lautsprecher dürfen die Mannschaftsaufstellungen und die Torschützen angesagt werden, mehr nicht. Wo uriniert werden darf, wird ausgeschildert. Um das Parkplatzproblem zu mildern, können Fans sonntags den Parkplatz vom Tengelmann Klimamarkt benutzen. Der Verein, so Martina Ellerwald, muss sich an die Auflagen halten. Wörsdörfer sichert zu, dass der Verein sich dafür einsetzen werde.

Der Aufwand, den die Stadt betreibt, ist hoch: Bei den Heimspielen wird nicht nur der Mülheimer Sport-Service mit Mitarbeitern vor Ort sein, das städtische Ordnungsamt schickt Kräfte, die den ruhenden Verkehr überprüfen, auch die Polizei wird Zaungast sein. Falls Ärger und Unmut entstehen, sich Anwohner belästigt fühlen sollten, möchte Bezirksbürgermeister Hermann-Josef Hüßelbeck sofort informiert werden. „Nicht erst warten, bis man einen dicken Hals hat.“ Sein Bemühen ist eindeutig: Ein Miteinander muss auch in Wohngebieten möglich sein.

Anwohner wollen Einblick in das Guthaben haben

Die laufende Saison versteht die Stadt als Testsaison, am Ende will man sich mit den Anwohnern wieder zusammensetzen. Und wenn der Fußball zu laut ist? Dann könnte der Weg des VfB wieder zurück ins Ruhrstadion führen, wo es keine direkte Anwohnerschaft gibt. Martina Ellerwald macht aber auch deutlich, dass die Anlage an der Saarner Straße in jedem Fall weiterhin sportlich genutzt werde.

Anwohner vom Nelkenweg und der Heerstraße wollen nun Einblick in das Gutachten haben. Offen sagt einer: „Ich zweifle das an.“ Gerade an Turniertagen sei kaum zu glauben, dass die Grenzwerte nicht überschritten würden: „Dann wird laut durchgesagt, wenn die Wurst auf dem Grill fertig ist.“