Mülheim. An der Mülheimer Hundsbuschstraße grenzt der Zaun eines neubebauten Geländes direkt an Baumscheiben von drei Straßenbäumen. Anwohner beschweren sich, dass Fußgänger, vor allem solche mit einem Rollator oder Kinderwagen, dadurch behindert werden. Die Stadt will nun Abhilfe schaffen.
Da staunten die Eheleute Leinen nicht schlecht. Regelmäßig sind die beiden Rentner zu Fuß in Speldorf unterwegs, haben in den vergangenen Monaten beobachtet, wie das Neubaugebiet wuchs, dort, wo bis vor wenigen Jahren der VfB Speldorf zu Hause war. Nun ist auch der Neubau mit den Eigentumswohnungen an der Ecke Hundsbuschstraße/Blötter Weg so gut wie fertig, gerade sind noch die Außenanlagen hergerichtet worden – und seitdem ist der Weg über den Bürgersteig blockiert.
Denn der Mattengitterzaun, der das Gelände zur Straße hin abschirmt, grenzt direkt an die Baumscheiben von drei Straßenbäumen. Die Beete der Bäume wiederum füllen die ganze verbliebene Breite des Bürgersteigs aus – ein Durchkommen mit Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl ist nicht möglich. „Seit etwa drei Wochen steht der Zaun da. Als Fußgänger muss man auf die Straße ausweichen, um dort vorbei zu kommen“, beschreibt Werner Leinen und fragt verwundert: „Wer genehmigt denn so etwas?“
"Baurecht geht in Deutschland vor Baumrecht"
Stadtsprecher Volker Wiebels weiß darauf eine Antwort: „Die Situation dort ist im Moment unglücklich, aber rechtlich in Ordnung.“ Der Bauträger, die Ten Brinke Gruppe aus Bocholt, habe die ihr zustehende Baugrenze ausgeschöpft und den Zaun ganz an den Bürgersteig herangesetzt. „Die Bäume waren zwar zuerst da“, so Wiebels, das aber spiele in diesem Fall keine Rolle, denn: „Baurecht geht in Deutschland vor Baumrecht.“ Trotzdem wolle die Stadt versuchen, die Bäume – insgesamt drei Exemplare stehen ebenso dicht am Zaun – zu erhalten. Der Stadtsprecher erklärt: „Wir versuchen eine ökologische Lösung, indem wir den Bordstein wegnehmen und stattdessen eine wassergebundene Decke aufbringen.“
Durch diese so genannte wassergebundene Decke soll der Bereich, der den Baumstamm umgibt, begehbar gemacht werden. „Das wird dann eine plane Ebene werden“, stellt Volker Wiebels in Aussicht und kündigt an, dass die Maßnahme von Seiten der Stadt kurzfristig angegangen werde. Damit, so ist man sich bei der Stadt sicher, könne man allen gerecht werden – den Menschen, die die Fläche dann als Bürgersteig nutzen können, und auch den Bäumen, die durch die unbefestigte Deckschicht noch genügend Wasser bekommen sollen. Höben sich aber die Wurzeln der Bäume mit der Zeit und machten die Fläche uneben, müssten die Bäume gefällt werden, so der Stadtsprecher, denn: „Stolperfallen stellen ein Sicherheitsrisiko dar.“
Der Speldorfer Werner Leinen ist nicht ganz zufrieden mit dieser Regelung und meint: „Daran hätte man doch vor der Genehmigung für den Bau denken müssen.“