Mülheim. . Beim diesjährigen Schaufensterwettbewerb in der Mülheimer Innenstadt beteiligen sich neben vielen Profis auch Hobbykünstler und Schüler. Geldpreise sind zu gewinnen. Auf die vielen Leerstände machte ein anonymer Künstler mit einer Aktion aufmerksam.
Viele bunte Figuren zieren derzeit das Schaufenster des Café Perfetto am Kohlenkamp. Sie sind Teil des vierten Mülheimer Schaufensterwettbewerbs und wurden liebevoll von Schülern der Luisenschule gestaltet. „Es soll die Vielfalt des Cafés widerspiegeln“, erklärt Lina Ashour, die mit sechs Schulkameraden am Projekt teilnimmt. „Unser Kunstlehrer hat uns gefragt, ob wir uns nicht beteiligen wollen und wir waren sofort begeistert.“
„Ich sehe was, was Du nicht siehst und das ist…“ – unter diesem Motto startete der diesjährige Schaufensterwettbewerb. 30 Mülheimer (Hobby-) Künstler stellen noch bis zum 27. September ihre Werke in verschiedenen Schaufenstern der Einzelhändler aus. „Der Wettbewerb ist aber nicht dafür da, dass die Einzelhändler ein schöneres Schaufenster haben“, erklärt Gesa Delija von der Agentur 2Werkruhr, die in diesem Jahr den Wettbewerb allein veranstaltet. „Vielmehr geht es darum, Mülheimer Künstlern eine Plattform zu bieten, ihre Kunst vorzustellen. Die Händler machen das möglich.“
Wettbewerb wurde mit geführter Tour eingeläutet
Wie die Künstler das Motto auslegen, war auch in diesem Jahr ihnen allein überlassen. Besonders wörtlich nahmen es jedoch David Wiskandt und Thorsten Hess. Sie haben an fünf markanten Stellen in Mülheim für 24 Stunden ihre Kamera aufgestellt, die alle 90 Sekunden ein Bild gemacht hat. Im Zeitraffer als kleiner Film dargestellt, können im Schaufenster der Wertstadt (Kohlenkamp) Bummler nun beobachten, welches Treiben auf dem Kurt-Schumacher-Platz, dem Saarner Markt oder in der Broicher Mitte über einen ganzen Tag hinweg herrscht. Begleitet von Künstlern, Freunden und interessierten Bürgern wurde am Wochenende der Wettbewerb mit einer geführten Tour eingeläutet – aufgelockert von Jan Malte Amtresen und „Putzfrau Margarete“, die mit Situationskomik und Improvisationstalent die künstlerische Schaufensterreise auflockerten.
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Etwas enttäuscht waren einige Künstler ob der geringen Beteiligung. Trotz guten Wetters waren doch spürbar weniger Mülheimer zur Auftaktveranstaltung gekommen, als in den Vorjahren. „Schade, dass das Interesse scheinbar nicht groß ist“, findet Sigrid Schwaz Schellhöh, deren Tochter eins der Schaufenster gestaltet hat. „Es wird immer viel gemeckert, passiert in Mülheim aber mal was, wird es auch wieder ignoriert.“
Eine Fachjury wird am 27. September die Gewinner küren. Da es auch um die Meinung der Mülheimer geht, liegen in allen beteiligten Geschäften Karten aus, mit denen die Bürger das Fenster ihres Herzens bestimmen können. „Es geht auch um verschiedene Blickwinkel“, erklärt Organisatorin Gesa Delija. „Es ist bisher noch nie vorgekommen, dass der Sieger beim Bürgervoting auch unter den Favoriten der Fachjury war.“
Anonymus machte auf Leerstand aufmerksam
Das Umfeld des diesjährigen Mülheimer Schaufensterwettbewerbs nutzt auch ein Künstler, der jedoch anonym bleiben möchte, um auf die Problematik des Ladenleerstands in der Innenstadt aufmerksam zu machen.
Ursprünglich waren für den Wettbewerb 33 Schaufenster eingeplant, drei Künstler sprangen jedoch noch kurzfristig ab. So wählte der unbekannte „Rebell“ sich die Nummer 34 und klebte sie im markanten Pink des Wettbewerbs an die Schaufenster zahlreicher leer stehender Ladenlokale in der Innenstadt.
Wohl in einer Nacht und Nebelaktion – so die Organisatoren des Schaufensterwettbewerbs – wurden so die leeren Geschäfte und die damit verbundene Trostlosigkeit gekennzeichnet.
Gesa Delija von der Agentur 2Werkruhr, die in diesem Jahr den vierten Mülheimer Schaufensterwettbewerb ausrichtet, findet die Idee dennoch gelungen. Es sei eine Problematik, die man nicht ignorieren sollte.