Mülheim. In Mülheim gibt es nur sieben Termine im Jahr, die Nachbarstädte schöpfen mit elf Terminen dagegen den rechtlichen Rahmen aus. In den Niederlanden gibt es noch weitaus mehr offene Sonntage.

An verkaufsoffenen Sonntagen ist die Stadt oft so voll wie sonst selten. Aber die Spielräume für verkaufsoffene Sonntage sind auf Druck von Kirchen und Gewerkschaften bereits durch die Stadt eingeengt worden - früher und drastischer als durch das Land. Mehr als sieben Termine soll es im Jahr nicht geben, auf die im kommenden Jahr 18 Veranstaltungen in den Stadtteilen verteilt werden. In Koordinierungsgesprächen verständigte sich darauf die Stadt mit den Werbegemeinschaften, dem Einzelhandelsverband und anderen Beteiligten.

In Mülheim sind sogar die Spielräume enger als notwendig. Pro Stadtteil wären vier Veranstaltungen möglich, stadtweit darf die Anzahl von elf Terminen nicht überschritten werden. Und jeder verkaufsoffene Sonntag benötigt ein Fest als Alibi-Anlass. Essen und Duisburg schöpfen den Rahmen komplett aus. In Mülheim ist es allein das Rhein-Ruhr-Zentrum, das diesen Rahmen ausschöpfen kann. In der Innenstadt dagegen sind nur drei Termine vorgesehen.

"Der Kunde lässt sich nicht erziehen"

Der Handel sieht das durchaus mit Sorgen. „Der Kunde lässt sich nicht erziehen“, weiß Marc Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, „er kauft dort, wo er die Möglichkeit hat.“ Im Internet sei der Sonntag der beliebtes Bestelltag und während der Gesamtumsatz in diesem Jahr stagniere, lege der Internethandel wieder mit zweistelligen Wachstumszahlen zu. So verschieben sich die Marktanteile. Und dann ist da noch die Konkurrenz aus Holland. „Während wir immer weiter einschränken, werden dort die Öffnungszeiten immer weiter ausgedehnt“, stellt Heistermann fest. In Venlo ist fast an jedem Sonntag und Feiertag geöffnet, der Fabrikverkauf in Roermond ruht nur an zwei Tagen im Jahr, dem 1. Weihnachtstag und Neujahr. Jetzt zieht auch Nimwegen nach. Im ablaufenden Jahr hatte die Stadt nur an 12 Terminen geöffnet, im kommenden Jahr werden dort jeweils am 1. und 4. Sonntag die Läden geöffnet. Ab April sollen zudem in einem neuen Center Marken wie Primark, Zara und Only zusätzliche Kunden anlocken. Auch der Ikea-Möbelmarkt in Duiven bei Nimwegen hat sonntags geöffnet. Gerade für Möbelhäuser sei der Sonntags-Verkauf wichtig, sagt Heistermann. Der Druck bei Möbeln kommt aber schon aus der Nachbarschaft: In Duisburg werden über 100.000 Quadratmeter in diesem Bereich zusätzlich geschaffen.

Für Forums-Manager Wolfgang Pins ist jeder Sonntags-Termin wichtig. „In den fünf Stunden wird in unseren Geschäften so viel umgesetzt wie sonst an anderthalb normalen Verkaufstagen.“ Er ist der Meinung, dass die Sonntage zu stark gekürzt wurden. „Eigentlich bräuchten wir zwei oder drei pro Quartal in der Innenstadt – vorausgesetzt natürlich, dass auch alle Händler mitziehen“, meint Pins. „Nur wir in Mülheim sind scheinbar der Meinung, dass wir das nicht nötig haben.“ Gegen das Online-Geschäft könne man sich nur mit Erlebnis-Einkaufen behaupten. Wie das gehen kann, hat Pins auch am Wochenende beim „Late-Night-Shopping“ in Krefeld erlebt.

Verdi lehnt nach wie vor Sonntagsöffnungen ab. „Das Wohl der Beschäftigten und ihrer Familien steht für uns eindeutig über dem Konsumvergnügen der Kunden“, schreibt die Vorsitzende Henrike Greven in ihrer Stellungnahme.