Mülheim. Wenn am kommenden Sonntag in Saarn rund 100 Mülheimer mit ihren historischen Autos vorfahren, ist das nicht nur eine Premiere, sondern auch ein Fest der Ästhetik. Über Preise sprechen die wenigsten, auch weil kaum einer verkaufen will. „Garagengold“ nennen sie ihre Schätzchen auf vier Rädern.

Saarn bietet am Sonntag etwas, das es so in Mülheim noch nie gab: Gut 100 Bürger aus der Stadt werden mit ihren Kostbarkeiten auf vier Rädern ins Dorf fahren. Für manchen Besucher vor Ort kann es angesichts eines alten Horch, MG, Daimler, Alpine, Messerschmitt oder Citroen nicht nur ein Ausflug in die Vergangenheit, sondern auch in die eigene Kindheit werden.

Die Resonanz auf den ersten Aufruf war überwältigend, die Teilnehmerliste musste nach kurzer Zeit geschlossen werden. Selbst Kenner der Szene wie Hartmut Mäurer, der die Veranstaltung mit der Werbegemeinschaft Saarn organisiert, war überrascht, was es an noch unbekannten Raritäten in der Stadt gibt. „Kein Wagen ist doppelt“, versichert er und betont zugleich: „Wir zeigen Alltagsautos früherer Jahre.“

Eigentümer werden zu Schraubern

Bruno Wüsthoff war Student, Anfang der 70er Jahre, als er den MG TD Baujahr 1951 bei einem Autohändler entdecke. Mehr Wrack als Fahrzeug. „Ich bin immer wieder vorbeigefahren und irgendwann reingegangen“, erzählt der Architekt, der ohnehin einen Faible für Ästhetik und schöne Formen hat. „Ich hatte damals einen Ferienjob gehabt und das ermöglichte es mir, dass ich den Wagen kaufen konnte.“ Das Andersartige habe ihn fasziniert,  er hatte Spaß daran, das Fahrzeug zu fahren –  und das ist geblieben. Unter anderem sei er zwei Wochen mit dem MG in Schottland gewesen.  Die Technik des Wagens hat er längst „studiert“. Er hatte das Fahrzeug mal komplett zerlegt. „Inzwischen kenne ich jede Schraube.“
Bruno Wüsthoff war Student, Anfang der 70er Jahre, als er den MG TD Baujahr 1951 bei einem Autohändler entdecke. Mehr Wrack als Fahrzeug. „Ich bin immer wieder vorbeigefahren und irgendwann reingegangen“, erzählt der Architekt, der ohnehin einen Faible für Ästhetik und schöne Formen hat. „Ich hatte damals einen Ferienjob gehabt und das ermöglichte es mir, dass ich den Wagen kaufen konnte.“ Das Andersartige habe ihn fasziniert, er hatte Spaß daran, das Fahrzeug zu fahren – und das ist geblieben. Unter anderem sei er zwei Wochen mit dem MG in Schottland gewesen. Die Technik des Wagens hat er längst „studiert“. Er hatte das Fahrzeug mal komplett zerlegt. „Inzwischen kenne ich jede Schraube.“ © Oliver Müller

Die besondere Ästhetik hatten sie von Anfang an, das Etikett wertvoll bekamen sie mit den Jahren. Über Preise sprechen die wenigsten, auch weil kaum einer verkaufen will. „Garagengold“ sagen die einen. Fest steht: Heute ist der gepflegte Oldtimer auch eine gute Wertanlage. 250.000 historische Autonummern gibt es inzwischen in Deutschland, der Markt, so Mäurer, wächst. Für jedes Modell existieren mittlerweile Clubs und natürlich gibt es Spezialisten für Technik und Restauration. Dabei sind viele der Eigentümer selbst „zum Schrauber“ geworden.

45 Oldtimer werden auf dem Pastor-Luhr Platz ab 13 Uhr präsentiert und ab 16 Uhr nacheinander an der Ecke Düsseldorfer Straße/Langenfeldstraße vorgestellt. Weitere Oldtimer stehen auf dem Tengelmann-Rondell sowie auf dem Außengelände von Auto Wolf.

Kein Exemplar ist doppelt zu sehen

Robert Kaml sagt über seinen französischen Sportwagen Alpine von 1974: „Er ist spartanisch, er ist hart, er ist laut. Es ist Autofahren in seiner pursten Form.“ Mit dem Wagen habe er sich einen Traum erfüllt, berichtet Kaml, der als Projektleiter von Siemens auch in den USA gearbeitet hat. In Mexiko, wo genau 508 Alpine gebaut wurden, hat er einen schließlich erworben. Ein Auto, das gebaut wurde, um schnell enge und kurvige Straßen zu meistern. Doch das ist es nicht, was Kaml fasziniert.  Er erfreut sich an der einfachen Technik und daran, dass man viel an dem Auto selber machen kann. Das Schrauben am Oldtimer sei für ihn eine willkommene Abwechslung und Entspannung zu der beruflichen Kopfarbeit. Und  ein schöner Nebeneffekt: Auch das Auto ist im Wert stark gestiegen.
Robert Kaml sagt über seinen französischen Sportwagen Alpine von 1974: „Er ist spartanisch, er ist hart, er ist laut. Es ist Autofahren in seiner pursten Form.“ Mit dem Wagen habe er sich einen Traum erfüllt, berichtet Kaml, der als Projektleiter von Siemens auch in den USA gearbeitet hat. In Mexiko, wo genau 508 Alpine gebaut wurden, hat er einen schließlich erworben. Ein Auto, das gebaut wurde, um schnell enge und kurvige Straßen zu meistern. Doch das ist es nicht, was Kaml fasziniert. Er erfreut sich an der einfachen Technik und daran, dass man viel an dem Auto selber machen kann. Das Schrauben am Oldtimer sei für ihn eine willkommene Abwechslung und Entspannung zu der beruflichen Kopfarbeit. Und ein schöner Nebeneffekt: Auch das Auto ist im Wert stark gestiegen. © Oliver Müller, WAZ FotoPool

Friedhelm Glass fährt ein historisches Auto, das einst für das englische Königshaus gebaut wurde: einen Daimler DB 18 Drop-Head Coupé. Auch Winston Churchill besaß ein solches Stück Eleganz, von dem zwischen 1939 und 1950 gerade mal 420 Exemplare gebaut wurden. Eine wertvolle Rarität. Glass, von Beruf Küchenleiter mit einer Liebe zu alten Autos, entdeckte den Wagen vor Jahren auf der Techno-Classica in Essen: babyblau mit dunkelblauen Ledersitzen. Über Jahre hat er ihn restauriert, nach einem Vandalismusschaden bekam das Fahrzeug auch wieder die originale Farblackierung, ein elegantes Schwarz und Cremeweiß. Wenn er unterwegs ist, fängt Glass die Blicke ein. Das Fahren wie in einer anderen Zeit ist für ihn Genuss, aber auch zugleich Schwerstarbeit.

Horst Freiburg ist von Beruf Kfz-Meister gewesen, Jahrzehnte hat der heute 71-Jährige sich mit historischen Autos und Rennwagen befasst. Er habe lange für eine Privatperson gearbeitet, die einen großen Bestand an Oldtimern hatte. Sein erstes eigenes Auto kaufte er 1961, es war ein BMW 327/28 Coupé. Preis 450 Mark, heute wäre er an die 250 000 Euro wert. 1972 erwarb Freiburg dann den MG TF, Baujahr 1954, für ihn von der Anmutung her eines der schönsten Autos. „Ich interessiere mich generell für historische Dinge“ sagt Freiburg, auch für die Geschichte des jeweiligen Autos. Was fasziniert ihn? „Alte Technik so zum Laufen zu bekommen, dass man sich sicher im modernen Straßenverkehr bewegen kann."