Mülheim. Wie verhindert man Schäden durch Starkregen? Dafür steht das Niederschlagswasser-Beseitigungskonzept des Umweltamtes. Langfristige Aufgaben sind dort in Planung

So viele Starkregen wie in diesem Jahr hat Mülheim selten erlebt. Nicht nur während des relativ kurzen, aber heftigen Pfingstunwetters mit 22,9 Millimeter pro Stunde auf den Quadratmeter – auch in den Monaten darauf fielen innerhalb kürzester Zeit enorm hohe Regenmengen.

Wie begegnet die Stadtverwaltung diesen klimatischen Extremen, wie versucht sie, zukünftig größere Schäden an der Natur sowie an Stadt- und Privat-Eigentum zu vermeiden?

Zwei relevante Fragen

Dr. Jürgen Zentgraf, Leiter des Mülheimer Umweltamtes, erklärt Gegebenheiten und Planungen. Zwei Fragen seien relevant. Erstens: Wie gut ist das bestehende Netz? Dafür seien in Mülheim noch weitere Regenrückhalte-Maßnahmen vorgesehen. Insgesamt werde das bestehende Netz es aber nie schaffen, Starkregenereignisse, wie es sie in den vergangenen Monaten gegeben habe, aufzufangen, so Zentgraf.

Die zweite Frage: Kann man natürliche Geländegegebenheiten nutzen, um Niederschläge in Grünflächen oder andere Flächen abzuleiten, damit sie weniger Schäden anrichten? „Dieses Thema ist Bestandteil unseres Niederschlagswasser-Beseitigungskonzeptes“, erklärt der Amtsleiter. Die Verwaltung müsse alle sechs Jahre ein Abwasserbeseitigungskonzept vorlegen. Das beinhalte, welche Anforderungen und baulichen Maßnahmen erforderlich sind. Seit 2008 müsse in diesem Konzept auch das Niederschlagswasser-Beseitigungskonzept integriert sein. Langfristiges Ziel sei, Schmutz- und Niederschlagswasser zu trennen, damit in die Kläranlagen nur Schmutzwasser gelange.

Abkopplung und Entsiegelung

Im Jahr 2012 habe die Verwaltung eine Bestandsaufnahme der getrennten Anlagen in der Stadt vorgelegt. Danach werden in das bestehende Kanalsystem bislang noch 70 Prozent Mischwasser eingeleitet. Das plane die Stadt nach und nach zu verringern. Die Abschreibungszeiten der Kanäle betrügen allerdings 50 bis 80 Jahre. Im Privaten ist der Bürger von der Politik aufgefordert, versiegelte Flächen zu entsiegeln sowie sauberes Regenwasser vom Kanal abzukoppeln und der Natur zuzuführen. Die Stadt setze beides ebenfalls um, Abkopplung und Entsiegelung, wie in Heißen mit dem Dachwasser des Gymnasiums oder dem Sunderplatz. Das Wasser werde über den Borbecker Mühlenbach dem Emscher-System zugeführt. „Bei Neubauten ist es bereits Pflicht, Niederschlagswasser getrennt zu leiten“, so Zentgraf.

Die Stadt versuche aktuell, Fördermittel für ein dreidimensionales System zu beantragen, mit dem man die Gewässersituation analysieren könne. Diese Voraussetzungen seien unerlässlich, um Situationen mit allen Gewässer- und Abwasser-Parametern durchzuspielen.