Mülheim. Die Stadttochter Medl führte erstmals Journalisten unter Tage durch ihren neuen Stauraumkanalan der Duisburger Straße in Broich. Er ist mit 170 Metern Länge der bislang größte in Mülheim.
Schutzkleidung, Helme mit Kopfleuchte, Gummistiefel und Sicherheitsgurte gehören nicht zur Arbeitskleidung eines Journalisten. Dennoch rüsten sich am Dienstagmorgen ein Dutzend von ihnen entsprechend aus. Für sie geht’s mit Blöcken, Fotoapparaten und Fernsehkameras in die Tiefe. Die Medl präsentiert mit ihrer Tochter SEM erstmals den neu gebauten Stauraumkanal an der Duisburger Straße in Broich, unweit der Bahnüberführung und der Hochschule Ruhr West. Er sammelt das Wasser aus Broich, Speldorf und Saarn.
„Wir sind froh, dass wir das Gelände hier gefunden haben. Der Bau des Stauraumkanals ist ein wesentlicher Schritt, um andere Kanäle in Mülheim zu erneuern“, sagt Herbert Hesselmann, SEM-Kanalbetriebsleiter, und steigt als Erster die Steigbügel des Schachts hinunter, acht Meter unter die Erde. Er führt durch das Großprojekt, in der Hand seine taghelle Taschenlampe.
„Der Kanal ist etwas Besonderes, denn er ist nicht rund, sondern eckig.“ Drei mit einander verbundene Kammern umfasst das neue System, das unter anderem verhindert, dass Straßen und Keller überfluten. Regen sammelt sich zunächst in einer Kammer, die 1,25 Meter breit ist. Ist sie voll, fließt das Wasser über die Überlaufschwelle in die benachbarte Abwasserkammer, bis letztlich alles zusammen in der dritten und größten Kammer (2,5m breit) landet. Von dort wird das Wasser, technisch gesteuert, sukzessive in nachfolgende Kanäle abgegeben. Das Ziel ist die Kläranlage in Duisburg-Kaßlerfeld.
Kein Gestank, dafür heiß
Als die Journalisten in ihren gelben Gummistiefeln durch zwei der Kammern stapfen, hören sie das leise Rauschen des Abwassers. Der von vielen erwartete beißenden Gestank von Metan und Faulgasen fehlt jedoch. Dafür ist es sehr heiß, schnell perlt Schweiß.
Kanaltechniker Rudolf Kaluza, während der Führung für die Sicherheit zuständig, lacht kurz, als er plötzlich an der Wand die rote Aufschrift „Bombe!“ entdeckt. „Hier ist keine, das garantiere ich.“ Gefährlich sei es jetzt hier unten bestimmt nicht. Die ausgeteilten Notsauerstoffgeräte lassen aber anderes vermuten. Doch weder das Gas-Messgerät an Kaluzas Gürtel, noch die Kammersensoren schlagen an – alles sicher. Gebraucht werden hingegen die Helmlampen. Ohne sie wäre es stockduster. Erst ihre Lichtkegel offenbaren den Aufwand des Projekts: Fugen sind zu erkennen, wo die jeweils 40 Tonnen schweren Rohrelemente aus Beton zusammentreffen. „Das ist der größte Stauraumkanal in Mülheim“, sagt Herbert Hesselmann stolz.