Mülheim. . Im Oktober 2013 musste die Enerson AG in Mülheim erstmals Insolvenz beantragen. Die Arbeitsagentur übernahm für drei Monate die Gehälter der Mitarbeiter. Nun warten sie wieder auf ihr Geld: Ihr Lohn von Juni wurde nicht gezahlt. Unklar ist, ob die Arbeitsagentur erneut für den Lohnausfall aufkommt.

Das Angstgespenst Zahlungsunfähigkeit treibt seit längerem sein Unwesen bei Enerson in Saarn: So musste die „Enerson AG“ – ein Dienstleister für Unternehmen der Energiewirtschaft – im Oktober 2013 erstmals Insolvenz beantragen. Schuld sei, so hieß es damals, die finanzielle Not der Tochterfirma „Enerson Operations GmbH“ mit Mitarbeitern in Bremen und Mülheim; diese tritt seit Juni 2014 unter „Bremer Energiedienstleistung GmbH“ auf. Nach der Insolvenz hatte die Agentur für Arbeit drei Monate lang die Gehälter der rund 80 Mitarbeiter übernommen – auf Ähnliches hoffen diese nun erneut. Nach kurzem Zwischenhoch nämlich musste die „Bremer Energiedienstleistung“ Insolvenz beantragen – und die Beschäftigten klagen nun, dass sie noch immer nicht ihr komplettes Gehalt haben. Das Geld für Juni stehe aus, und in einigen Fällen auch das für Juli.

„Die Mitarbeiter fühlen sich hintergangen; sie sind traurig und wütend“, berichtet ein ehemaliger Angestellter, der Ende Mai „plötzlich und unerwartet“ die Kündigung erhalten hatte und unerkannt bleiben möchte. Auch auf waz.de gibt’s Schelte: „Ich finde es bedauerlich, welche Missachtung Mitarbeitern, die jahrelang in allen Lagen hinter dem Unternehmen gestanden haben, entgegengebracht wird. . .“

„Alles getan, um für die Kollegen neue Beschäftigungsverhältnisse zu finden“

Die Chefs verstehen das nicht: „Wir haben soziale Verantwortung übernommen“, sagt Wolfram Walter, Geschäftsführer der „Bremer Energiedienstleistung“. Man habe „alles getan, um für die Kollegen neue Beschäftigungsverhältnisse zu finden“. Und das sei in vielen Fällen auch gut gelungen – bei externen Dienstleistern ebenso wie in anderen Abteilungen der Enerson Gruppe. Der Gruppe, betont AG-Vorstandsvorsitzender Frank Oesterwind, gehe es übrigens gut – „wir stellen sogar Leute ein“.

Energiewende brachte den großen Einbruch

Die Schwierigkeiten der einstigen „Enerson Operations“ resultierten aus der allgemein negativen Entwicklung in der Energiebranche, sagt Frank Oesterwind. Für Dienstleistungen auf diesem Sektor wolle kaum noch einer „ordentlich Geld zahlen“.

Laut Oesterwind profitieren zunehmend Firmen in Vietnam und Osteuropa von dem Trend.

Die entlassenen Mitarbeiter setzen derweil erneut auf die Arbeitsagentur. Ob diese allerdings Insolvenzgeld zahlen kann, ist noch unklar und hängt davon ab, „ob die Firma zwischenzeitlich überhaupt wieder solvent gewesen ist“, erklärt Pressesprecherin Katja Hübner. Um das herauszufinden, prüfe man zum Beispiel, ob die Firma in den vergangenen Monaten Schulden abgebaut und wie sich das Bankkonto entwickelt habe. „Für diese Prüfung fehlen uns aber noch Unterlagen, weshalb wir in Kontakt stehen mit dem Insolvenzverwalter.“ Falls sich herausstelle, dass die Firma die ganze Zeit über insolvent war, „dann zahlt keiner“. Dann bliebe dem Arbeitnehmer höchstens, den Arbeitgeber auf privatrechtlichem Wege zu belangen.

Anfrage der Agentur liegt vor

Vom vorläufigen Insolvenzverwalter, Dr. Sebastian Henneke aus Duisburg, war gestern zu hören, dass eine Anfrage der Agentur vorliege und man den Fall noch prüfe.