Mülheim. . Angekündigte „Energiewende“ löst Umsatzeinbruch bei Tochterfirma aus. Geplante Insolvenz und „Schutzschirm“ sichern die 140 Arbeitsplätze. Ausbau auf 300 Mitarbeiter bleibt das Ziel

Die Enerson AG, im Mai 2012 von Duisburg nach Mülheim an die Luxemburger Allee gezogen, musste im Oktober Insolvenz beantragen. Das zum Jahreswechsel eröffnete und geplante Verfahren führt der Dienstleister für Unternehmen der Energiebranche in „Eigenverwaltung“. Vorstandsvorsitzender Frank Oesterwind (49) ist überzeugt, dass es gelingt, die Krise zu überbrücken. Das Ziel, den Personalbestand mittelfristig auf 300 Mitarbeiter zu erhöhen, gelte unverändert, sagt er.

Schwierigkeiten der Tochterfirma Enerson Operations GmbH mit Sitz in Bremen (knapp die Hälfte ihrer 80 Mitarbeiter ist am Hauptsitz Mülheim beschäftigt) seien der eigentliche Grund für die Planinsolvenz. Die AG als „Dach“ des Unternehmens ging aus juristischen Gründen mit ins Verfahren. Oesterwind: „So konnten wir auch in der Zentrale Kosten reduzieren.“

Geschäftsmodell erlitt Einbruch

Kaum in Mülheim gelandet, stand die Operations GmbH vor einer Durststrecke. Ihr Modell besteht darin, kleine Geschäftsfelder von großen Unternehmen in deren Auftrag zu führen. Doch mit der politischen Ankündigung der Energiewende habe dieses Geschäft ab Sommer 2012 „einen großen Einbruch erlitten“, so Oesterwind. Auf einmal hätten die Konzerne den Einkauf von Fremdleistungen vermieden. „Das hat bei uns Spuren hinterlassen.“

„Keine Leitplanken für fünf Jahre“

Die kurzzeitige Planinsolvenz mit der vorübergehenden Zahlung von Gehältern durch die Agentur für Arbeit sei ein gutes Verfahren, urteilt Frank Oesterwind. „Das hat viele positive Aspekte. Davor muss man auch keine Angst haben.“

Privat wirtschaftende Partner wie Lieferanten, Dienstleister oder Vermieter wurden vorrangig bedient, keiner bleibe auf Forderungen sitzen. „Dieses Netz wollen wir auch erhalten.“ Auch nach innen hat die Planinsolvenz nicht negativ, vielleicht sogar positiv gewirkt: „Unsere Mitarbeiter ziehen mit. Das Verfahren schweißt auch zusammen.“

Die politischen Unsicherheiten im Energiegeschäft, die jetzt die Schieflage der Tochterfirma ausgelöst haben, seien zugleich eine große Chance für das Mülheimer Unternehmen – weil der Bedarf an Dienstleistungen und Beratungen bei Konzernen und Stadtwerken steige. Allerdings: In der Energiewende gebe es „keine Planungssicherheit, keine Leitplanken für die nächsten fünf Jahre“, so Oesterwind.

Seit in Berlin der Koalitionsvertrag unterzeichnet wurde, gehe es wieder aufwärts, von Konzernen würden verstärkt größere Volumen beauftragt, sagt Oesterwind. Er ist überzeugt, dass jetzt aus der Auftragsdelle eine -welle wird. Die Umsatzplanung für 2015 sei schon jetzt zu 50 % durch Aufträge gedeckt.

Mit 200 Mitarbeitern in Zentrale und Tochterfirmen war die Enerson AG in Mülheim gestartet, 60 Arbeitsplätze wurden bereits vor dem Antrag auf ein Insolvenzverfahren abgebaut. Weitere Stellenkürzungen werde es aber nicht geben, versichert der Vorstandsvorsitzende. Für die Konsolidierung hat Enerson einen „Schutzschirm“ beantragt, ein neues Modell: Für die 80 Mitarbeiter der Operations GmbH in Mülheim und Bremen übernimmt die Agentur für Arbeit drei Monate lang die Gehälter. Diese Entlastung, rund eine Million Euro, helfe dem Unternehmen, „erheblich Liquidität auf- und Schulden abzubauen“, helfe so, Firma und Arbeitsplätze zu erhalten. Der Firmenchef ergänzt: Seit Gründung 2010 habe die Enerson AG keinerlei Förderung aus öffentlichen Mitteln in Anspruch genommen.

Mit dem vorübergehenden Verwalter wurde in dieser Woche der Insolvenzplan abgestimmt. Wenn das Gericht zustimmt, könne das Verfahren bereits Ende März beendet werden.