Mülheim. Die riesige Diesellok fährt langsam in den Hafenbahnhof ein, rangiert einige Kesselwagen auf ein anderes Gleis, und steht dann für die Fahrt nach Krefeld-Uerdingen bereit, begleitet vom Leiter der Betriebe der Stadt, Joachim Exner, und WAZ-Mitarbeiterin Cäcilia Tiemann.
Die riesige schwarze Diesellok fährt langsam in den Hafenbahnhof ein, rangiert einige Kesselwagen auf ein anderes Gleis, und steht dann für die Fahrt nach Krefeld-Uerdingen bereit, begleitet vom Leiter der Betriebe der Stadt, Joachim Exner, und WAZ-Mitarbeiterin Cäcilia Tiemann. Lokführer Christoph Büker, seit vier Jahren als Triebfahrzeugführer für die Betriebe der Stadt im Einsatz und fast immer alleine unterwegs, hat nichts dagegen.
Die Diesellok, oder auch V-Lok, Baujahr 2006, mit korrekter Bezeichnung MAK 1206, hat rund 2200 Pferdestärken unter der kantigen Haube. 2700 Liter Diesel passen in den Tank, getankt wird im Hafen. „Wir halten dafür eigene Tanks vor“, erklärt Joachim Exner. „Die Lokomotive für die öffentlichen Strecken ist dauerhaft gemietet, denn sie muss alle sechs Jahre zur TÜV-Komplett-Abnahme“, so Exner. Das könne man nicht leisten. Die Betriebe besäßen nur eine gelbe Diesellokomotive für den Betrieb auf eigenem Gelände. Langsam geht die Leerfahrt los. In Krefeld Uerdingen soll ein Kesselwagen abgeholt werden, der dann bei „DHC“ am Speldorfer Hafenbecken zugestellt wird. DHC bereite Produkte der petrochemischen Industrie auf, mache aus Erdöl und Erdölderivaten Vorprodukte für die Klebstoffindustrie, so Exner. Zu zwei Dritteln transportiere die Hafenbahn Metalle, Eisen und Schrott für die Anrainer, so Exner. Aber eben auch Erdöl und seine Derivate.
Strecke größtenteils elektrifiziert
Langsam, mit 25 km/h quert die Lok die Weseler Straße. In den Blick kommt die Feuerwache und die Großbaustelle der Hochschule Ruhr West. „Nach der Hochschule beginnt die öffentliche Strecke der Bahn“, erklärt Büker. An einem großen W, der Weichenwärterhaltescheibe, wartet er vorschriftsmäßig auf sein Rangiersignal, zwei helle Lichter. Langsam geht es weiter, an einer Schlange leerer Waggons vorbei. „Einen Teil der Strecke mieten wir an, da wir im Hafen nicht genug Abstellkapazitäten haben“, erklärt Exner. Weiter geht es durch Broich, am Stellwerk Mülheim-Speldorf vorbei, wo noch ein „echter Bahner“ sitzt, klärt Büker auf. Die Strecke sei größtenteils elektrifiziert, so der gebürtige Speldorfer. Nach dem idyllischen Duisburger Wald fährt die Lok am MSV-Stadion vorbei durch Duisburg-Hochfeld. Der Rheinpark liegt rechter Hand, dann folgt die Rheinbrücke mit den zwei alten Türmen am Brückenkopf – ein Regionalexpress kommt uns entgegen gerast.
Betriebe der Stadt
„Der Gesamthafen lebt durch die Unterstützung der Stadt“, sagt Exner. Man müsse mehr Geld veranschlagen, als das Unternehmen an Geld einbringe. Rund 850.000 Euro jährlicher Zuschüsse zahle die Stadt. „Wir bedienen rund 6500 Arbeitsplätze“, so der Leiter der Betriebe der Stadt. Für den Gesamtbetrieb sei der Zuschuss leicht fallend, denn man versuche die Einnahmen zu optimieren.
Zwölf Mitarbeiter kümmern sich aktuell im Hafen um die Strecken-Einteilung, ehemals seien es 30 gewesen. Davon dürfen fünf mit entsprechendem Führerschein „auf die Strecke“, so Exner. Im Sommer arbeiten rund 50 Mitarbeiter für die Betriebe, im Winter 32.
Knapp 290 Betriebstage leisten die Betriebe im Hafen. 2013 wurden allein 650 Schiffe abgefertigt. Mit Schiffen und Zügen werden 1,35 Millionen Tonnen Jahresumschlag erreicht, dass sind rund 65.000 Lkw-Ladungen.
Gemächlich fährt Christoph Büker von Signal zu Signal, kommt überall reibungslos durch. Das sei nicht selbstverständlich, erklärt er. Wenn es Zwischenfälle gebe, würde der Güterverkehr erst nach dem Personenverkehr weiter geleitet. Da könne es durchaus Wartezeiten von einigen Stunden geben. Die Betriebe der Stadt fahren für rund 35 Hafenanrainer bis zu einem Umkreis von 30 Kilometern. Heute morgen sei er schon in Oberhausen gewesen dann nach Gladbeck gefahren und nun sei Uerdingen dran. Nach 30 Minuten kommt Lanxess/Bayer in Uerdingen in Sicht. Büker hat seine Ankunft vorher telefonisch angemeldet, der leere Kesselwagen steht zur Ankopplung bereit. Die Papiere sind in Ordnung, also geht es direkt zurück. Die Lokomotive fährt sich scheinbar leicht, hat Schalthebel für Gas und Bremse und ein überschaubares Armaturenbrett. Ruckzuck geht es zurück, mit der hafeneigenen Lok wird der Waggon schließlich bei DHC zugestellt.