Mülheim/Ruhr. . So viel Pech war selten: Eine Familie aus Mülheim-Speldorf wurde in der Sturmnacht zu Pfingsten gleich zweimal zum Opfer. Zuerst setzte das Unwetter ihrem Hab und Gut heftig zu - und dann, bei den anschließenden Aufräumarbeiten, verschlimmerte auch noch ein Baggerfahrer die Schäden.

Ela: Dieser eigentlich hübsche Name klingt für die Mülheimer längst nicht mehr hübsch. Der Sturm, der diesen Titel trug, war furchtbar und hat viele hart getroffen, so auch Kirsten Müller-Prenger. Die Speldorferin trug nicht nur Schäden inmitten des Unwetters davon – sondern auch in den Stunden danach.

Dieser bange Blick aus dem Fenster, diese erste Bestandsaufnahme, als das unbändige Wehen endlich, endlich nachgelassen hatte, war schon schrecklich genug: „Unser VW-Touran war platt, ein Baum lag drauf. Und ein zweiter war auf die Dachterrasse gestürzt.“ Und das Grauen ging weiter: Besagter zweiter Baum nämlich ragte vom Grundstück aus bis weit in die Karlsruher Straße hinein – und das wurde bald darauf zum massiven Problem. Spät in der Nacht, als die Familie versuchte, ein wenig auszuruhen, „wurde es auf der Straße plötzlich taghell“, berichtet die 49-Jährige. Im Lichte des Scheinwerfers erkannte sie einen riesigen Schaufelbagger. „Ich dachte noch, ,Der wird doch jetzt nicht den Baum verschieben’, da war es schon geschehen.“ Das Baufahrzeug hatte den Stamm erfasst – und so a) den Zaun der Familie und eine Laterne umgerissen, b) ihr Gartenhäuschen vom Fundament heruntergeschoben und c) den zu jenem Zeitpunkt noch völlig unversehrten VW-Polo zerstört. . .

Ein harter Schlag ins Kontor!

Ein harter Schlag ins Kontor! Zumal, und das ist es, was Müller-Prenger besonders aufregt, sich bislang niemand verantwortlich fühlt für den Schaden. Auf die immense Summe von bis zu 15.000 Euro belaufe sich dieser – und weder der Eigentümer des Baggers noch die Stadt als Auftraggeber sähen sich in der Pflicht. „Der Fahrer selbst – der ziemlich ausfallend geworden ist – behauptete, er erfülle lediglich hoheitliche Aufgaben im Namen der Stadt und hafte deshalb nicht.“

Und auch das Rechtsamt der Stadt habe jede Verantwortung von sich gewiesen. Im Gespräch mit der WAZ blieb die Stadt bei dieser Auffassung: „Fakt ist“, so Sprecher Volker Wiebels, „dass der Unternehmer für uns unterwegs war. Er sollte die Rettungswege freiräumen.“ Klar aber sei auch: „Jeder Auftragnehmer ist zuständig für die sachgemäße Durchführung seiner Arbeit.“ Schäden, die er anrichte, müsse er also selbst tragen. Die Stadt könne aus rechtlichen Gründen nicht anders handeln, betonte Wiebels, „auch wenn das für die Familie eine missliche Situation ist“.

Unternehmer: „War nicht vor Ort“

Und der Unternehmer? Der beteuert, er sei damals gar nicht vor Ort gewesen. „Was mit meinen Leuten ist, weiß ich aber nicht genau.“ Es tue ihm leid, was der Familie widerfahren sei, „doch die Feuerwehr hat mir gesagt, ich brauche für nichts aufzukommen“. Er verfüge über eine Betriebshaftpflichtversicherung, gedenke aber nicht, sie in Anspruch zu nehmen. Er sei übrigens wenig erfreut darüber, dass die Stadt seine Aufwendungen in Höhe von 30.000 Euro bislang nicht beglichen habe, so der Unternehmer. Volker Wiebels Kommentar zu diesen Aussagen fällt knapp aus: „Die Feuerwehr hat eine solche Zusicherung nie gemacht.“ Und: „Wir haben von dem Mann bislang keine Rechnung erhalten.“