Mülheim. Die Zwillingsschwestern Michelle und Christina Naugthon gaben ihr Debüt beim Klavier-Festival in der Mülheimer Stadthalle. Raumgreifend spielen sie einen Gershwin-Klassiker und arbeiten dabei besonders die rhythmisch pfiffigen Stellen heraus.
Beim Klavier-Festival-Ruhr darf das Publikum besonders gespannt sein, wenn ein Debüt ansteht. So auch jetzt, als sich die Zwillinge Christina und Michelle Naughton in der Stadthalle mit einem europäisch-amerikanischem Programm vorstellten. Deutsche Romantik steht am Beginn des Konzertes: Das Andante e Allegro brillant für Klavier zu vier Händen op. 92 von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Hatten die Zwillinge beim Betreten der Bühne den Eindruck von schüchternen Klavierschülerinnen gemacht, so konnten sie am Flügel gleich Klasse beweisen.
Das Musizieren der Schwestern klingt wie aus einem Guss: Wenn Melodiestimmen wechselseitig fortgesponnen werden, so ist nie ein Bruch zu hören. Gleichzeitig ist ihre Interpretation nie aufdringlich oder vordergründig. Etwas dramatischer gerät Franz Schuberts Allegro zu vier Händen in a-Moll op. 144 D 947 mit dem Untertitel „Lebensstürme“. Auch hier dominieren helle Farben, die dynamische Bandbreite ist erweitert, geht aber nicht an die Grenzen. Freundlich wirkt das Spiel der Schwestern, und durchweg freundlich ist auch der Beifall. Das ändert sich auch nicht bei der Petite Suite für Klavier zu vier Händen von Claude Debussy, welche hübsch und verspielt vorgetragen wird.
Ruck geht durchs Publikum
Ein richtiger Ruck geht erst durchs Publikum, als die Schwestern den musikalischen Sprung über den großen Teich in ihre Heimat wagen: Mit der Sonatine von Conlon Nancarrow können sich echt begeistern. Den Zwillingen ist der Spaß an dieser aberwitzig vertrackten Musik anzusehen. Nun können sie die rhythmischen Funken sprühen lassen und Witz zeigen. Sie wirken wie ausgewechselt und die Begeisterung der Schwestern für die Musik springt auf das Publikum über. Nach dem letzten Akkord brandet begeisterter Beifall auf.
Zum Finale gibt es George Gershwins Concerto in F in einer Fassung für zwei Klaviere. Der konzertante Charakter, das Wechselspiel, kommt bei den Naughtons etwas zu kurz, stattdessen erlebt man ein harmonisches Miteinander der Schwestern.
Raumgreifend spielen sie den Gershwin-Klassiker und arbeiten dabei besonders die rhythmisch pfiffigen Stellen heraus. Der Beifall für das Festival-Debüt der Naughtons ist freundlich und lang anhaltend.